Ohne ausländische Pflegekräfte geht im deutschen Sozialsystem schon jetzt nichts mehr. Dabei ist es nicht damit getan, Brasilianer, Mexikaner oder auch Philippiner für die Arbeit in Deutschland zu begeistern, wie es Annalena Baerbock und Hubertus Heil gerade in Brasilien versuchen.
Fast jede große deutsche Klinik bemüht sich schon längst um Fachkräfte aus dem Ausland. So hat etwa das Uniklinikum in Tübingen ein Zertifikat »Bester Arbeitsplatz für internationale Pflegekräfte« auf seiner Webseite prangen. Die deutschen Kliniken bieten den ausländischen Arbeitskräften zudem Hilfe bei der Einreise, Wohnungen sowie Sprachkurse an – und werben sich mitunter bereits eingereiste Fachkräfte gegenseitig ab. Kein Wunder, denn Fachpersonal ist rar. Der Renteneintritt der Babyboomer macht sich in diesem Bereich gleich doppelt bemerkbar: durch den Wegfall vieler Fachkräfte und mehr pflegebedürftige Menschen in den kommenden Jahren. Doch sind die ausländischen Fachkräfte einmal hier, heißt das noch lange nicht, dass sie auch bleiben. Umfragen zufolge möchte in etwa jede zehnte eingereiste Pflegekraft das Land wieder verlassen. Denn den ausländischen Pflegern macht das zu schaffen, was deutsche Pflegekräfte schon längst anprangern: schlechte Arbeitsbedingungen und zu wenig Anerkennung.
Wer ständig unter Zeitdruck arbeiten muss und dafür maximal mit einem Klatschen vom Balkon belohnt wird, ist bald frustriert. Eine bessere Bezahlung für die Fachkräfte, mehr Rücksicht auf Arbeitsschutz und mehr Wertschätzung für die Tätigkeit sind daher unerlässlich.