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Manuel Hagel will Ministerpräsident werden und umwirbt die Wirtschaft

Weniger Bürokratie, niedrigere Steuern, billigere Energie: CDU-Landeschef überzeugt Reutlinger Unternehmer

Die Landespolitik zu Gast bei der Reutlinger Wirtschaft: Die CDU-Abgeordneten Manuel Hailfinger (links) und Manuel Hagel (rechts
Die Landespolitik zu Gast bei der Reutlinger Wirtschaft: Die CDU-Abgeordneten Manuel Hailfinger (links) und Manuel Hagel (rechts) mit Rainer Knauer von den Familienunternehmern (Mitte) auf der Achalm. Foto: Frank Pieth/GEA
Die Landespolitik zu Gast bei der Reutlinger Wirtschaft: Die CDU-Abgeordneten Manuel Hailfinger (links) und Manuel Hagel (rechts) mit Rainer Knauer von den Familienunternehmern (Mitte) auf der Achalm.
Foto: Frank Pieth/GEA

REUTLINGEN. Manuel Hagel will Winfried Kretschmann beerben. Das sagt der nächste Ministerpräsident von Baden-Württemberg in spe zwar nicht, dafür hat er zu viel Stil, aber er lächelt wissend. Den Gastgebern ist das recht. Die Familienunternehmer und Jungen Unternehmer teilen die politischen Ansichten des Christdemokraten. Und so ist der Besuch auf der Reutlinger Achalm für den Landes- und Fraktionsvorsitzenden der CDU Baden-Württemberg ein Heimspiel.

Hagel ist der aufsteigende Stern der Südwest-CDU. Seit seinem Einzug in den Landtag vor acht Jahren legt er eine Blitzkarriere hin: 2016 wird er zum Generalsekretär gewählt, 2021 zum Fraktionschef, 2023 zum Parteichef. Schritt für Schritt löst er CDU-Veteran Thomas Strobl ab, trotz seines jugendlichen Alters von 36 Jahren. Für ihn spricht, dass er bei Streitthemen auf Parteilinie liegt. Auf der Achalm vertritt er klassische CDU-Positionen: Die Schuldenbremse findet er richtig. »Die CDU wird Bundesfinanzminister Christian Lindner unterstützen«, verspricht er - und bekennt sich damit zur FDP als Wunsch-Koalitionspartner in der nächsten Regierung von Baden-Württemberg. Denn beide Parteien teilen - in Hagels Worten - dieselbe Überzeugung: »Deutschland hat kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabeproblem.« Soll heißen: Die Bundesrepublik hat genug Geld, gibt es aber für die falschen Dinge aus. »Wir müssen Prioritäten setzen«, mahnt Hagel. Das heißt: »Geld erwirtschaften, statt Geld verteilen.« Also mehr Staatsinvestitionen in Bildung, Wirtschaft und Sicherheit, weniger Sozialausgaben für Bürgergeld und Kindergrundsicherung - beides Prestigeprojekte der SPD.

Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist hausgemacht

Wirtschaftsförderung ist für Hagel in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe. EU, OSZE, Welt: Überall zieht die Konjunktur an - nur in Deutschland nicht. »Die Probleme sind hausgemacht«, kritisiert Hagel. »Die heimische Wirtschaft wird erdrückt von komplizierter Regulierung und teurer Energie.« Die Folge seien Rezession und De-Industrialisierung. Sechs von zehn Euro investierten Mittelständler im Ausland - ein Armutszeugnis für die Standortpolitik der Ampel-Regierung. Hagel - und mit ihm die Union - geloben Besserung. Wenn sie demnächst in Land und Bund das Ruder übernehmen sollten, dann wollen sie die heimische Wirtschaft entfesseln: mit schneller Verwaltung, niedrigen Steuern und günstigem Strom. Woher der kommen soll? Hier springt Manuel Hailfinger seinem Parteifreund Hagel bei. Der CDU-Mann vertritt den Wahlkreis Hechingen-Münsingen im Landtag und hat den Gast aus Stuttgart nach Reutlingen mitgebracht. Hailfinger hätte die Kernenergie gern verlängert, bis die Energiewende geschafft ist. Das hätte die Konkurrenzfähigkeit deutscher Firmen auf dem globalen Markt gesichert - ist aber nicht passiert. Was er nicht erwähnt: Den Atomausstieg hat die Union seinerzeit beschlossen.

Die aktuelle Wirtschaftsschwäche trifft gerade Autobauer und Zulieferer hart. Sie sind die Leitindustrie von Baden-Württemberg und auf Export angewiesen. Für sie wünscht Hagel sich Technologieoffenheit. »Wir sollten das Ziel vorschreiben, nicht den Weg«, betont er. »Die Reduktion von Treibhausgas funktioniert nicht nur mit Elektrobatterien, sondern auch mit Verbrennungsmotoren samt E-Fuels.« Verkaufen lassen sich jedoch erst Autos, die zuvor gebaut wurden. Hier fehlen - wie überall - die Arbeitskräfte. Darum plädiert Hagel für »mehr Zuwanderung in den Arbeitsmarkt und weniger Zuwanderung in das Sozialsystem«. Aktuell passiere das Gegenteil, das sei der Fehler der Ampel-Regierung, die CDU wolle die Kurskorrektur.

Geschniegelter Schwiegermutter-Liebling oder bodenständiger Kommunalpolitiker?

Die Union ist bekannt für ihre wirtschaftsfreundliche Politik: etwa bei Steuern, Energie und Arbeit. Moderator Rainer Knauer fragt seine Gäste - »die beiden Manuels« - gezielt danach. Denn angesichts etlicher Wahlen dieses und nächstes Jahr (EU-Parlament, drei Landtage, Bundestag) stößt das Unions-Programm auf großes Interesse bei den Reutlinger Unternehmern. Christian O. Erbe, Präsident der IHK Reutlingen, und Heinrich Haasis, Vorstandsvorsitzender der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation, sind gekommen. Ebenso die politische Konkurrenz mit SPD-Oberbürgermeister Thomas Keck und Ex-FDP-Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann.

Sie alle überzeugt Hagel. Auch wenn sie seine Position nicht immer teilen wollen, können sie sie doch meist nachvollziehen. Nicht nur, weil er das CDU-Programm zuspitzt zu griffigen Pointen. Selbst wenn seine Erklärungen teils etwas technisch und kompliziert anmuten - da schlägt der Bankkaufmann und Betriebswirt durch. Sondern auch, weil er nett und ehrlich wirkt. Vielleicht etwas zu hübsch, etwas zu glatt, etwas zu sehr Schwiegermutter-Liebling, mit weißem Zahnpasta-Lächeln und blauem Maßanzug. Doch das Dressman-Image macht Hagel wett mit schwäbischer Mundart, Ehefrau und drei Kindern sowie politischen Wurzeln in der Kommunalpolitik. Von der Jungen Union über den Gemeinderat in Ehingen und den Kreistag im Alb-Donau-Kreis hat der Familienvater sich hochgearbeitet bis zum Landesvorsitz. Man traut ihm Bodenständigkeit zu.

Und Fairness: Er drischt nicht ein auf den politischen Gegner. Auf die Frage, wer wohl Spitzenkandidat der Grünen bei der nächsten Landtagswahl wird, antwortet er für die CDU: »Das ist uns wurscht. Wir konzentrieren uns auf uns, nicht auf andere.« Schließlich will er selbst Ministerpräsident werden und das Feld nicht Cem Özdemir, Andreas Schwarz oder Danyal Bayaz überlassen. (GEA)

miriam.steinruecken@gea.de