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Langeweile und eine Klatsche

REUTLINGEN/TÜBINGEN. »Es war ein langweiliger Wahlkampf mit einem langweiligen Ergebnis«, urteilt der Reutlinger Politikwissenschaftler Hans-Georg Wehling. Kein Wunder, dass es die Menschen nicht an die Urne zog, findet auch sein Kollege an der Tübinger Universität, Professor Josef Schmid. »Die Klatsche für die SPD« findet Schmid hingegen »schon beachtlich«. Und er wundert sich, dass die SPD-Spitzen Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering in ihren ersten TV-Statements vor den Kameras noch so viel Haltung bewahren konnten.

Der Sozialdemokratie ist es nach Meinung Schmids nicht gelungen, einen überzeugenden Weg zwischen moderner Wirtschafts- und Sozialpolitik unter Bedingungen der Globalisierung aufzuzeigen. Der CDU attestiert er hingegen einen »klugen Schmusewahlkampf«, mit dem sie kein Risiko einging - außer, dass sie Stimmen an die FDP abgab.

Als Volkspartei, die niemanden weh tun will, hat auch die CDU ein Problem mit einem »stimmigen Wirtschaftsprogramm«, betont Hans-Georg Wehling. Konservative Wähler, denen die Schwarzen »zu sozialdemokratisch« geworden sind, machten deshalb ihr Kreuzchen bei den Liberalen.

Die SPD verlor laut Wehling an Stimmen, weil sie nicht angreifen konnte - »sie hat ja die Politik der letzten vier Jahr mitzuverantworten«. In Baden-Württemberg, wo sie auf unter 20 Prozent kam, »muss man fast Mitleid mit ihr haben«.

Dass auch die baden-württembergische CDU Federn lassen musste, daran hat laut Wehling die Landespolitik ihren Anteil: »Ich würde das personell fest machen - an der Art und Weise, wie Günther Oettinger Politik machte.« Der Ministerpräsident verfüge zwar über Wirtschaftskompetenz, habe aber diesbezüglich keine konsequente Politik gemacht, »er war zu sprunghaft«. (bj)