Logo
Aktuell Kommentar

Kein Rezept gegen die AfD

Die deutschen Parteien finden kein Rezept gegen die AfD. Protest und Ausgrenzung allein führen nicht zum Erfolg, meint GEA-Politikchef Davor Cvrlje.

Das neue und alte Führungsduo: Alice Weidel und Tino Chrupalla beim Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle in Essen.
Das neue und alte Führungsduo: Alice Weidel und Tino Chrupalla beim Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle in Essen. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Das neue und alte Führungsduo: Alice Weidel und Tino Chrupalla beim Bundesparteitag der AfD in der Grugahalle in Essen.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

REUTLINGEN. Die AfD ist ein »gäriger Haufen«. So hat es einmal AfD-Mitgebrüder Alexander Gauland treffend formuliert. Offener Streit, Pöbeleien und der Bruch politischer Gepflogenheiten gehören zur DNA der Rechtspopulisten. Die AfD will anders sein und die Regeln brechen. Das verschafft ihr Aufmerksamkeit. Doch gerade vor diesem Hintergrund fällt der Bundesparteitag in Essen aus der Reihe. Die AfD rückt in Essen zusammen. Die Wiederwahl von Alice Weidel und Tino Chrupalla lief völlig geräuschlos ab. Selbst die Unterstützer des abservierten EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah hielten die Beine still. Erfolg schweißt zusammen. Die Aussicht auf sehr gute Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen im Osten sorgt für Disziplin in einer Partei, die sonst gern die Disziplinlosigkeit kultiviert.

Ein Parteitag der AfD ohne Grabenkämpfe ist ein Alarmsignal. In Essen gelingt es, das Führungsduo neu zu bestimmen und die vielen Brüche in der Partei zu übertünchen. Das macht die AfD noch schlagkräftiger im Kampf um Wählerstimmen und sollte die anderen Parteien wachrütteln. Die bisherige Strategie mit Ausgrenzung verfängt nicht. Sie stärkt sogar die Populisten, weil sie sich als Opfer inszenieren können. In Essen kommt noch etwas dazu, dass die Menschen nachdenklich machen sollte: Während die Rechtspopulisten in der Grugahalle auf Harmonie machen, eskaliert draußen der Protest. Bei Auseinandersetzung von Polizei und Demonstranten wurden 28 Beamte verletzt. Durch so ein Verhalten wird der legitime und friedliche Protest delegitimisiert.

Die Aktivisten haben mit ihren gewaltsamen Protest der Demokratie einen Bärendienst erwiesen. Die AfD hat diese Gelegenheit genutzt, um sich als normale demokratische Partei darzustellen. Mit Gewalt und Ausgrenzung kann man die Rechtspopulisten nicht wirkungsvoll bekämpfen. Es ist höchste Zeit, sie inhaltlich zu stellen. Doch das ist weitaus schwieriger, als nur gegen rechts zu sein und vor dem Untergang der Republik zu warnen.

davor.cvrlje@gea.de