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Katholische Kirche: Ein Versagen der Bischöfe

Kruzifix
Dunkle Wolken über einem Kruzifix: Immer mehr Menschen nehmen Abstand von der Katholischen Kirche. Foto: Marijan Murat/DPA
Dunkle Wolken über einem Kruzifix: Immer mehr Menschen nehmen Abstand von der Katholischen Kirche.
Foto: Marijan Murat/DPA

Es ist eine Abstimmung mit den Füßen. Immer mehr Menschen kehren ihrer Kirche den Rücken. Bei der katholischen Kirche ist die Entwicklung geradezu dramatisch. Allein im letzten Jahr sind über eine halbe Million Menschen ausgetreten. Das Jahr davor waren es rund 360 000 Katholiken, die nichts mehr mit der Amtskirche zu tun haben wollen.

Der Exodus dauert schon länger und hat sich in den letzten Jahren noch verschärft. Das sollte bei den katholischen Würdenträgern die Alarmglocken schrillen lassen. Denn die Gründe liegen bei der Kirche selbst. Nach der Vorstellung des Gutachtens zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising sowie bei der Diskussion um eine Mitschuld des verstorbenen Papstes Benedikt sind die Zahlen geradezu explodiert. Der Fall Woelki in Köln dürfte sicher sein Übriges dazu beigetragen haben.

Die Gründe für die Austrittswelle liegen auf der Hand. Es ist die Unfähigkeit der Würdenträger, mit den Fehlern beim Missbrauchsskandal richtig umzugehen. Kein Bischof hat jemals ehrliche Reue gezeigt und seine Schuld eingestanden. Stattdessen wurde nur das zugegeben, was sich nicht mehr leugnen lässt. Diese Salamitaktik ist ein Armutszeugnis für eine Institution wie die Kirche. Das untergräbt ihre besondere Stellung in der Gesellschaft als moralische Instanz. Das Paradoxe daran ist, dass alle Verantwortlichen ihr Schweigen damit begründen, dass sie die Kirche und deren Ansehen schützen wollen. Eine Argumentation, die die Gläubigen immer weniger akzeptieren. Sie spüren, dass es den Bischöfen in erster Linie um das eigene Ansehen geht. Die katholische Kirche entfremdet sich zusehends vom Volk und leider auch von den eigenen Werten. Es ist Zeit für eine Rückbesinnung und für echte Reue.

davor.cvrlje@gea.de