Das gefühlt unendliche Drama um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geht noch einmal in die Verlängerung. Am Aschermittwoch hat der höchst umstrittene Kleriker seine fünfmonatige Auszeit beendet und ist ins Amt zurückgekehrt. Das allerdings nur auf Abruf. Der 65-Jährige hat dem Papst seinen Amtsverzicht angeboten. Nun liegt die Entscheidung über seine Zukunft im Vatikan. Woelki hatte durch seinen Umgang mit Gutachten zu Missbrauchsfällen in der Kirche viel Vertrauen verspielt. Er entfremdete sich von den Gläubigen. Eine gewaltige Austrittswelle war die Folge. Über 800 000 Euro soll der Kirchenfürst für PR-Beratung ausgegeben haben. Selbst das nützte nichts.
Wie ernst es Woelki mit seinem Verzichtsangebot ist, lässt sich von außen kaum beurteilen. Bei seiner Rückkehr ins Bistum bat der Kardinal darum, ihm »eine zweite Chance« zu geben. Er gibt den reuigen Sünder. Das freilich kaufen die Schäfchen ihrem Hirten kaum mehr ab. Einer Umfrage zufolge meinen 92 Prozent der Gläubigen im Erzbistum Köln, er solle zurücktreten. 82 Prozent gaben an, der Papst sollte Woelki abberufen. Selbst Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sehen keine Basis für einen Neuanfang in Köln.
Vor diesem Hintergrund sollte Papst Franziskus sehr schnell entscheiden und Woelki die Chance für einen Neuanfang irgendwo anders als in Köln eröffnen. In dem Fall hätte dann auch das Erzbistum Köln die Chance, sich zu erneuern und wieder zur Ruhe zu kommen.