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Aktuell Studie

Jeder vierte junge Mann rechts

Jugendliche fürchten sich laut einer Shell-Jugendstudie vor einem Krieg in Europa

Der Anteil junger Männer, die sich rechts verorten, ist sprunghaft gestiegen.  FOTO: JUTRCZENKA/DPA
Der Anteil junger Männer, die sich rechts verorten, ist sprunghaft gestiegen. FOTO: JUTRCZENKA/DPA
Der Anteil junger Männer, die sich rechts verorten, ist sprunghaft gestiegen. FOTO: JUTRCZENKA/DPA

BERLIN. Faul, rechts und durch Corona verkorkst – über die junge Generation wird viel geschimpft. Doch welche dieser Vorurteile stimmen wirklich, was treibt die jungen Menschen tatsächlich um? Die neue Shell-Jugendstudie versucht, Erkenntnisse zu den Einstellungen und Werten der Jugendlichen zu liefern. Und diese sind, trotz der vielen multiplen Krisen und Konflikte, überraschend: Die meisten blicken positiv auf die ihnen gebotenen Möglichkeiten und vertrauen auf unsere Demokratie. Besorgniserregend ist laut der Studie jedoch, wie sich die politische Einstellung der jungen Männer entwickelt.

»Toleranz bleibt für die junge Generation ein Markenzeichen«

Denn der Anteil der männlichen Jugendlichen, die sich eher rechts verordnen, ist seit 2019 abermals gestiegen. Während vor fünf Jahren nicht einmal jeder Fünfte seine politische Einstellung rechts der Mitte angab, ist es heuer jeder Vierte. Insgesamt erkennen die Autoren der Studie jedoch keinen Rechtsruck. Gar im Gegenteil: Die durchschnittliche Selbstpositionierung liegt links der Mitte.

Dreiviertel der Jugendlichen sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden. Lediglich im Osten geht die Demokratiezufriedenheit nach einem längeren Anstieg wieder etwas zurück (60 Prozent). Das politische Interesse ist wie in den vergangenen fünf Jahren nochmals gestiegen und liegt nun bei 55 Prozent. Hinzu kommt, dass sich etwa die Hälfte aktiv über Politik informiert.

Dennoch plagen die Jugendlichen auch konkrete Ängste. So fürchten sich 81 Prozent vor einem Krieg in Europa, 67 Prozent vor Armut und 64 Prozent vor Umweltverschmutzung. Damit machen die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung weiterhin einer Mehrheit von fast zwei Dritteln Angst, Jugendliche mit mittlerer und niedriger Bildungsposition bereitet eher ein (persönlicher) wirtschaftlicher Abstieg Sorgen.

Russland wird verurteilt

Die veränderte weltpolitische Gefahrenlage hat sich besonders auf die Einstellung zur Nato ausgewirkt: 69 Prozent sprechen sich für ein starkes Verteidigungsbündnis aus, Unterschiede zwischen West und Ost gibt es hierbei kaum. Russland wird mehrheitlich für den Angriffskrieg verurteilt (60 Prozent), dies geht jedoch nicht automatisch mit einem uneingeschränkten Beistand der Ukraine einher. 52 im Westen und 44 Prozent im Osten wollen, dass Deutschland die Ukraine militärisch unterstützt.

Uneiniger sind sich die Jugendlichen bei ihrer Bewertung des Gaza-Krieges. So begrüßt ein Drittel, dass sich Deutschland klar auf die Seite Israels stellt, während ein Drittel diese klare Positionierung der Bundesrepublik gleichsam ablehnt. Etwa die Hälfte spricht sich für eine deutlichere Anerkennung des palästinensischen Leids aus, die besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel wird von einem Drittel betont. Dass die Jugendlichen trotz dieser großen, gegenwärtigen Konflikte und der daraus resultierenden Folgen eine positive Grundhaltung vorweisen, beeindruckt Studienleiter Mathias Albert besonders: »Toleranz bleibt für die junge Generation ein Markenzeichen.«

Es wurden 2.509 Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren, davon 1.845 aus den westlichen und 664 aus den östlichen Bundesländern, befragt. Shell beauftragt seit 1953 wissenschaftliche Institute, eine Studie zu den Einstellungen von jungen Menschen in Deutschland zu erstellen. An der aktuellen Erhebung waren die Universität Bielefeld, Pädagogische Hochschule Vorarlberg und das Meinungsforschungsinstitut Verian beteiligt. (GEA)