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Im Iran droht ein Machtkampf: Ausgang ungewiss

Präsident Raisi ist tot. An den Machtverhältnissen im Iran ändert das nichts. Allerdings könnte es wieder zu Unruhen kommen. Weshalb der Wandel doch eine Chance hätte.

Ein schiitischer Muslim weint, während er Fotos des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einer Mahnwache hochhält.
Ein schiitischer Muslim weint, während er Fotos des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einer Mahnwache hochhält. Foto: Mukhtar Khan/dpa
Ein schiitischer Muslim weint, während er Fotos des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi bei einer Mahnwache hochhält.
Foto: Mukhtar Khan/dpa

REUTLINGEN.. Im Iran läuft die Suche nach einem Nachfolger des am Wochenende tödlich verunglückten Präsidenten Ebrahim Raisi. Mit grundlegenden Veränderungen ist nicht zu rechnen. Zumindest nicht ganz kurzfristig. Denn die iranische Verfassung hat für einen solchen Fall vorgesorgt. Vizepräsident Mohammad Mochber übernimmt die Amtsgeschäfte und muss Neuwahlen organisieren. Aber viel wichtiger: Alle Macht im Iran liegt bei Ayatollah Ali Chamenei.

Genau darin liegt die Chance - oder je nach Sichtweise, die Gefahr - dass es zu Veränderungen kommt. Denn Chamenei ist bereits 85 Jahre alt und von Krankheiten gezeichnet, die ihn zuletzt immer wieder dazu zwangen, sich für Wochen und Monate aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Aus diesen Gründen hatte Chamenei einen potenziellen Nachfolger aufgebaut und installiert. Eben jenen nun verstorbenen Präsidenten Raisi. Mit ihm zementierte Chamenei seinen ultrakonservativen Kurs. Raisi schickte wieder die Moralpolizei auf die Straße, die Frauen verprügelte, die sich nicht gemäß den Kleidervorschriften gewandeten. Außerdem wurden 2023 im Iran so viele Meschen hingerichtet wie in keinem anderen Land der Erde - mit Ausnahme von China.

Weil die von Chamenei ausgedachte Nachfolge-Regelung nun nicht greift und er sich selbst nicht mehr ewig an der Spitze der Macht halten wird, ist damit zu rechnen, dass ein Machtkampf um seine Nachfolge ausbricht. Weil es den Menschen im Iran immer schlechter geht, ist nicht auszuschließen, dass gewisse Gruppierungen diese Übergangszeit zu Massenprotesten nutzen. Daraus könnte sich ein grundlegender Wandel entwickeln. Die Proteste könnten aber auch blutig niedergeschlagen werden. Entscheidend wird dann sein, wie sich die Revolutionsgarden positionieren.

oliver.jirosch@gea.de