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Ernährungsreport 2020: Täglich Fleisch muss nicht sein

Höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch
Foto: Christophe Gateau
Foto: Christophe Gateau

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft, hieß vor längerer Zeit mal ein viel zitierter Werbespruch. Doch inzwischen greifen selbst die Grillfreunde immer öfter zu Gemüse oder Obst statt zu Würstchen, Steak und Schnitzel. Nur noch rund jeder Vierte in Deutschland isst täglich Fleisch oder Wurst, heißt es im aktuellen Ernährungsreport des Landwirtschaftsministeriums. Vor fünf Jahren war es noch jeder Dritte. Über die Motive für diesen Wandel gibt der Report leider keine Auskunft. Als Ursachen kommen neben den oft schlechten Haltungs- und Schlachtbedingungen der Tiere auch der Klimaschutz oder gesundheitliche Aspekte infrage. Vielleicht sind fleischlose Lebensmittel aber auch einfach gerade in Mode.

Der Verdacht liegt nahe, dass manche Antwort bei der Umfrage auch eher dem Zeitgeist folgt, als die tatsächliche Haltung des Interviewten zu beschreiben. Wer würde schon zugeben, dass ihn das Tierwohl nicht kümmert? Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner selbst verweist auf den Zwiespalt, dass beteuert wird, für bessere Tierhaltung gerne mehr zu bezahlen, aber in den Läden doch oft der Preis entscheidet.

Eine Folge der Coronakrise ist, dass nun 30 Prozent der Befragten angeben, häufiger selbst zu kochen. Das könnte das Bewusstsein für die Bedeutung des Essens in Deutschland steigern. Es ist, verglichen etwa mit Frankreich oder Italien, traditionell ja relativ gering. Wenn sich das nun ändern sollte, und tatsächlich auch mehr saisonale und regionale Produkte gekauft würden, wäre das ein Gewinn an Kultur und Lebensqualität.

 

emanuel.schuerer@gea.de