REUTLINGEN. Die AfD ist selbst den Rechten zu rechts. Die Rechtsnationalen der Nachbarländer schließen die deutsche Schwesterpartei aus der gemeinsamen Fraktion im Europaparlament aus. Damit wird die Europawahl für die AfD zum Fiasko: Erst verliert sie ihre Kandidaten, jetzt ihre Verbündeten.
Das Fass zum Überlaufen brachte Maximilian Krahs Verharmlosung der SS-Verbrechen. Der EU-Spitzenkandidat übertritt gern Grenzen, provoziert, dementiert - genauso wie die AfD insgesamt. Doch diesmal ist er zu weit gegangen - und abgestürzt. Krah war bereits angezählt wegen seiner Nähe zu Russland und China. Ihm und seinem Umfeld werden Spionage und Korruption vorgeworfen. Die Partei versuchte sich zwar noch in Schadensbegrenzung: versteckte ihren Frontmann, verbot ihm Wahlkampfauftritte, verbannte ihn aus dem Bundesvorstand. Aber zu spät: Den europäischen Schwesterparteien reichte es. Denn Krahs Aussetzer sind kein Einzelfall: Thüringen-Chef Björn Höcke zitiert öffentlich SA-Parolen, Parteimitglieder planen die Vertreibung von Migranten.
Jetzt haben die Italienerin Giorgia Meloni und die Französin Marine Le Pen die Reißleine gezogen. Die Rechtspopulistinnen geben sich moderat, suchen konservative Partner und regieren ihr Land (oder wollen es zumindest). Nur so können sie ihre Interessen durchsetzen. Da kommen die Querschüsse des deutschen Pendants ins rechte Abseits ungelegen. Darum ist der Ausschluss aus der europäischen Parteienfamilie konsequent - für die AfD jedoch ein Schlag ins Kontor: In Europa verliert sie Einfluss, in Deutschland Wähler. Denn jeder, der am 9. Juni sein Kreuz bei der AfD setzt, gibt seine Stimme dem Landesverräter Krah. Das dürfte sogar vielen selbsternannten AfD-Patrioten gegen den Strich gehen.