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Ein Weckruffür Europa

Die Sicherheit Deutschlands wird seit Jahrzehnten durch die USA gewährleistet. Nach dem Krieg hat die Anbindung Deutschlands an den Westen für viele Menschen nicht nur Frieden und Freiheit, sondern auch Wohlstand gebracht. Wie fundamental anders unsere Geschichte hätte verlaufen können, zeigt die Anbindung Ost-Deutschlands an Russland, die mit der Wiedervereinigung 1989 glücklicherweise ihr Ende fand. Aktuelle Irritationen, ausgelöst durch einen unkontrollierten Wirrkopf namens Donald Trump, dürfen darüber nicht hinwegtäuschen. Der Slogan des US-Präsidenten »Make America Great Again« ist fundamental falsch. Denn Amerika war politisch, ökonomisch und militärisch seit dem Zweiten Weltkrieg immer groß. Die wissenschaftlichen Leistungen sind geradezu fantastisch. Niemand muss wieder groß werden, wenn er es bereits ist. Der Satz ist aber auch aus einem anderen Grund falsch. Schiere Größe allein sagt überhaupt nichts aus. Und wahre Größe funktioniert nur im Zusammenwirken mit anderen. Das gilt erst recht im globalen Zeitalter. Egomanie führt in die Irre. Das wird auch das politische Amerika bald erkennen. Deshalb wird Trump mit seiner rücksichtslosen Politik scheitern. Er selbst wird eine Fußnote in der Geschichte der USA bleiben.Und doch können die Europäer den gegenwärtigen US-Präsidenten nicht ignorieren. Sie können nicht zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts geschehen. Wenn Trump die Werte der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte missachtet, müssen andere dafür einstehen. Trumps Verhalten muss ein Weckruf für Europa sein. Seine Regelverletzungen demonstrieren, dass er die innere Systematik eines auf Vertrauen basierenden Vertragswerks nicht verstanden hat. Wie etwa die Klimapolitik zeigt, führt nur solidarisches Handeln zum Ziel. Die deutsche Kanzlerin brachte es auf den Punkt: Die Europäer müssen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Die Zeit dafür ist reif. roland.bengel@gea.de