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D-Day: Vorsicht mit historischen Vergleichen

Warum Vergleiche zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Ukrainekrieg hinken, analysiert GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Emmanuel Macron ehrt einen D-Day-Veteranen.
Emmanuel Macron ehrt einen D-Day-Veteranen. Foto: Benoit Tessier/dpa
Emmanuel Macron ehrt einen D-Day-Veteranen.
Foto: Benoit Tessier/dpa

REUTLINGEN. Vor 80 Jahren landeten die Alliierten in der Normandie. Der sogenannte D-Day wird heute als Beginn der Befreiung Frankreichs und später auch Deutschlands von der Diktatur Hitlers gesehen. Diese Erinnerungskultur ist in Frankreich sehr lebendig. Noch heute stehen amerikanische Panzer als Denkmäler vor einigen Küstenorten.

Zu den Feiern in diesem Sinne waren traditionell auch Vertreter Russlands, aber mit Gerhard Schröder erst 2004 erstmals ein deutscher Kanzler eingeladen. Heute wird Olaf Scholz an den Feiern teilnehmen, Wladimir Putin ist unerwünscht. Denn der russische Präsident hat Europa mit seinem Überfall auf die Ukraine in einen neuen Krieg gestürzt. Viele Politiker sehen in ihren Gedenkreden im Ukrainekrieg - als Parallele zum Zweiten Weltkrieg - einen neuen Kampfs der Systeme, nämlich zwischen Autoritarismus und Demokratie.

Doch bei historischen Vergleichen ist Vorsicht geboten. Denn - auch wenn in den Reden zum D-Day des Sieges der Demokratien über den Nationalsozialismus gedacht wird - der Zweite Weltkrieg begann mit einem Pakt der beiden Diktatoren Hitler und Stalin gegen Polen. Und ob sich nach dem Ukrainekrieg wie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in ein bipolares System aus einem demokratischen Block aus EU und USA und einem autoritären Block aus China und Russland entwickelt, ist ebenso noch völlig ungewiss. Wäre ein Amerika unter der Führung Donald Trumps noch ein zuverlässiger Bündnispartner? Sicher ist, dass Europa lernen muss, in der Außen- und Sicherheitspolitik häufiger mit einer Stimme zu sprechen, wenn es ein relevanter Akteur sein will. Die unterschiedlichen Haltungen der EU-Staaten zur Anerkennung Palästinas und zur Unterstützung der Ukraine zeigen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist.