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Aktuell Kommentar

Bahn-Streik: Weselskys letzter Kampf

GDL-Chef Claus Weselsky bestreikt die Bahn. Die Politik muss nun zeigen, was das Tarifeinheitsgesetz wert ist, analysiert GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), fordert eine Reduzierung der Arbeitszeit für Lok
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), fordert eine Reduzierung der Arbeitszeit für Lokführer. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), fordert eine Reduzierung der Arbeitszeit für Lokführer.
Foto: Wolfgang Kumm/dpa

REUTLINGEN. Es ist der letzte Tarifkampf von GDL-Gewerkschaftsboss Claus Weselsky, der seinen Posten im nächsten Jahr nach 15 Jahren abgeben will. Der streitbare Sachse, der CDU-Mitglied ist, fordert neben Lohnerhöhungen weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, bestreikt die GDL die Bahn bereits, bevor ernsthaft verhandelt wurde.

Der Hintergrund des Streiks ist die Konkurrenz zweier Gewerkschaften. Die Spartengewerkschaft der Lokführer GDL ist im konservativeren Beamtenbund organisiert und vertritt rund 40.000 Mitglieder. Die größere Gewerkschaft EVG ist im linkeren DGB organisiert und vertritt 185.000 Mitglieder. Weselsky trimmte die GDL auf Streikbereitschaft und setzte damit höhere Tarifabschlüsse durch. Damit baute die GDL ihre Macht gegenüber der EVG aus und warb auch Bahnbeschäftigte, die keine Lokführer sind.

Zwei Gewerkschaften in einer Branche, die unabhängig voneinander in einem Jahr streiken, sind in Deutschland relativ neu. In Ländern wie Frankreich und Italien sind politische Gewerkschaften, die Parteien zugeordnet sind und sich in Forderungen und Streiks überbieten, dagegen gang und gäbe. Deshalb gibt es dort mehr Streiks. Weselsky spielt mit hohem Risiko. Denn eigentlich sollte das Tarifeinheitsgesetz von 2014, gegen das die GDL erfolglos klagte, französische Zustände in Deutschland verhindern. Das Gesetz besagt, das für eine Branche der Tarifabschluss der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gilt. Die SPD-geführte Ampel muss nun zeigen, dass das von Arbeitsministerin Andrea Nahles erarbeitete Gesetz kein zahnloser Tiger ist. Auch hat 2023 bereits ein Gericht einen Bahnstreik der EVG wegen der fehlenden Verhältnismäßigkeit verboten.

martin.zimmermann@gea.de