Für Will Smith (53) bleibt die Oscar-Bühne zehn Jahre lang gesperrt: nach dem Ohrfeigen-Eklat bei den Academy Awards wird der Schauspieler nun bis 2032 von Oscar-Verleihungen und anderen Academy-Events ausgeschlossen.
Weder virtuell noch persönlich dürfe Smith an Veranstaltungen teilnehmen, gab der Filmverband am Freitag in Los Angeles bekannt. Diese Regelung soll ab sofort gelten. »Ich akzeptiere und respektiere die Entscheidung der Academy«, teilte Smith umgehend mit. Der Academy-Vorstand hatte am Freitag hinter verschlossenen Türen getagt, um über Konsequenzen für das gewalttätige Verhalten des Hollywood-Stars zu beraten. Dem »Board of Governors«-Gremium gehören 54 Filmschaffende an, darunter Oscar-Preisträger wie Steven Spielberg, Laura Dern und Whoopi Goldberg.
Eigentlich ein Höhepunkt seiner Karriere
Zwölf Tage zuvor hatte Smith mit einem Gewaltausbruch vor einem Millionenpublikum Gäste in Hollywoods Dolby Theatre und an den Bildschirmen schockiert. Wutentbrannt stürmte er auf die Bühne und verpasste dem Komiker Chris Rock eine Ohrfeige, nachdem dieser einen Witz über Smiths Ehefrau Jada Pinkett gemacht hatte. Darin ging es um ihren kahlgeschorenen Kopf, die Schauspielerin leidet unter krankhaftem Haarausfall. Von seinem Platz aus legte Smith dann noch mit derben Schimpfworten nach.
Die Oscar-Nacht am 27. März hätte eigentlich ein Höhepunkt seiner Karriere sein sollen. Denn nur kurz nach dem Eklat wurde Smith für seine Rolle in dem Tennisdrama »King Richard« zum besten Hauptdarsteller gekürt, sein erster Oscar-Gewinn. In seiner Dankesrede rang sich Smith eine Entschuldigung ab, die an die Zuschauer und die Academy gerichtet war, nicht aber an Rock.
Der Filmverband leitete wenig später ein Disziplinarverfahren ein. Dem Schauspieler drohte etwa der Ausschluss aus dem Verband. Dem kam Smith zuvor, als er am vergangenen Freitag seinen Austritt aus dem Verband bekanntgab. Sein Verhalten sei »schockierend, schmerzhaft und unentschuldbar« gewesen, schrieb der Oscar-Preisträger in einer Mitteilung. Er habe das Vertrauen der Filmakademie missbraucht.
Der Oscar-Vorstand äußerte sich am Freitag auch selbstkritisch. Sie hätten in der Gala-Nacht nicht angemessen reagiert. Dazu gab es ein Dankeschön an Chris Rock, dass er »unter diesen außergewöhnlichen Umständen« die Fassung bewahrt habe, hieß es in der Mitteilung.
Keine Einladungen mehr
Der Akademie gehören über 10.000 Filmschaffende an, darunter Schauspieler, Regisseure und Produzenten. Die meisten davon stimmen jedes Jahr über die Oscar-Gewinner ab. Dieses und andere Mitgliedsprivilegien stehen Smith nun nicht mehr zu. Nach langjähriger Academy-Tradition werden Oscar-Preisträger im Folgejahr zu der Gala eingeladen, um auf der Bühne Trophäen zu überreichen. Die zehnjährige Sperre für Smith verhindert dies nun.
In Hollywood war eine Debatte über die angemessene Strafe für Smith entbrannt. Hätte die Akademie etwa seinen Oscar zurückfordern sollen? Die Aberkennung einer Oscar-Trophäe ist in der Geschichte des Verbands erst einmal vorgekommen. 1969 traf es wegen einer Formsache den Dokumentarfilm »Young Americans«. Die Auszeichnung wurde zurückgenommen, denn der Film war vor dem erlaubten Zeitraum bereits im Kino gezeigt worden.
Auch ein Ausschluss aus der Akademie hat Seltenheitswert. 2017 wurde Filmproduzent Harvey Weinstein nach Missbrauchsvorwürfen aus dem renommierten Verband ausgeschlossen, er sitzt eine langjährige Haftstrafe ab. 2018 traf es den Komiker Bill Cosby nach einem Schuldspruch wegen sexueller Übergriffe und Regisseur Roman Polanski für ein Sexualdelikt in den 70er-Jahren. Die Oscar-Preisträger Weinstein und Polanski sind aber weiterhin im Besitz ihrer Trophäen.
Filmkarriere unklar
Smith könnte während der zehnjährigen Event-Sperre erneut für einen Oscar nominiert werden. Doch es ist fraglich, ob Hollywood den Ohrfeigen-Ausraster schnell verzeiht. Wie geht es nun mit seiner Filmkarriere weiter? Das Branchenportal »IMDB.com« listet mehrere Projekte in Vorbereitung auf, darunter »Bad Boys 4«.
Als Produzent und Hauptdarsteller wirkte Smith zuletzt an dem Sklaventhriller »Emancipation« unter der Regie von Antoine Fuqua (»Equalizer«) mit. Der Streamingdienst Apple TV+ soll über 100 Millionen Dollar für die weltweiten Rechte gezahlt haben. Der Film ist im Kasten, ein Starttermin ist aber noch nicht bekannt.
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