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Theaterfestival Avignon: Schweigeminute für getöteten Nahel

Die jüngsten Ereignisse in Frankreich haben auch Auswirkungen auf das kulturelle Leben. Beim Festival in Avignon zeigt sich das gleich mehrfach.

Avignon
Mit einem Text über rassistische Polizeigewalt in Frankreich beginnt das teilweise im Freien aufgeführte Tanz- und Performance-Stück »G.R.O.O.V.E.« der Choreografin Bintou Dembélé. Sie gilt als Pionierin des Hip-Hop. Foto: Sabine Glaubitz/DPA
Mit einem Text über rassistische Polizeigewalt in Frankreich beginnt das teilweise im Freien aufgeführte Tanz- und Performance-Stück »G.R.O.O.V.E.« der Choreografin Bintou Dembélé. Sie gilt als Pionierin des Hip-Hop.
Foto: Sabine Glaubitz/DPA

Das Theaterfestival Avignon hat mit viel Sozialkritik und einer Schweigeminute für den bei einer Polizeikontrolle nahe Paris getöteten 17-jährigen Nahel begonnen. Den Auftakt im berühmten Ehrenhof des Papstpalasts gab am Mittwochabend »Welfare« (Wohlfahrt) in einer Inszenierung von Julie Deliquet - ein Stück über das soziale Elend im Jahr 1973 in einem New Yorker Sozialamt.

Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film des amerikanischen Regisseurs Frederick Wiseman (93), der bei der Aufführung anwesend war. Es beschreibt den Alltag eines Sozialamts in New York vor mehr als 40 Jahren: Das Elend von alleinerziehenden Müttern, Junkies und Alkoholikern, die um Unterstützung bitten; überforderte Beamte, die ihnen helfen oder auch nicht. Angesichts steigender Armut wegen Inflation ist »Welfare« heute aktueller denn je.

Deliquet ist bekannt für Inszenierungen von Filmen wie »Fanny und Alexandre« von Ingmar Bergman oder »Acht Stunden sind kein Tag« von Rainer Werner Fassbinder. Nach Ariane Mnouchkine und Pina Bausch gehört sie zu den wenigen Frauen, die den riesigen Ehrenhof mit seiner imposanten Fassade bespielen. 

Text über rassistische Polizeigewalt

Vor Beginn der Aufführung baten die Regisseurin und der neue Festivalleiter, der Portugiese Tiago Rodrigues, die rund 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer um eine Schweigeminute für den jungen Nordafrikaner Nahel, dessen Tod tagelange Ausschreitungen in Frankreich ausgelöst hatte. Das Festival sei ein Event, das von der Welt handle und sicherlich von dem aktuellen Kontext, sagte Rodrigues vor dem Festival, das bis zum 25. Juli dauert.

Mit einem Text über rassistische Polizeigewalt in Frankreich begann auch das teilweise im Freien aufgeführte Tanz- und Performance-Stück »G.R.O.O.V.E.« der Choreografin Bintou Dembélé. Sie gilt als Pionierin des Hip-Hop. Mit ihren Rappern, Hip-Hoppern und ihrem expressiven Streetdance sorgte sie 2019 in der Pariser Oper Bastille zu den Klängen der Ballettoper »Les Indes Galantes« von Jean-Philippe Rameau für Aufsehen.  

© dpa-infocom, dpa:230706-99-307231/2