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Sportliches Spice Girl und so viel mehr: Melanie C wird 50

Mit den Spice Girls toppte Melanie C in den 1990er und 2000er Jahren weltweit die Hitparaden. Auch als Solokünstlerin etablierte sich die vielseitige Sängerin.

Melanie C
Melanie C wird 50. Foto: picture alliance/DPA
Melanie C wird 50.
Foto: picture alliance/DPA

Mit mehr als 85 Millionen verkauften Platten gelten die Spice Girls als erfolgreichste Girlgroup der Musikgeschichte. Rund um die Jahrtausendwende sorgte die Band mit Hits wie »Wannabe«, »Mama« oder »Viva Forever« für Furore. Doch nur eine von ihnen blieb auch als Solokünstlerin langfristig im Musikgeschäft erfolgreich.

Mel C alias »Sporty Spice« hat bisher acht Studioalben veröffentlicht und arbeitet schon am nächsten. An diesem Freitag (12.1.) wird die Sängerin, die mit vollem Namen Melanie Jayne Chisholm heißt, 50 Jahre alt. Das will sie bei einem Konzert mit Überraschungsgästen in London feiern.

Einen Tag vor ihrem Geburtstag wird der Britin eine besondere Ehre zuteil - sie wird zusammen mit den anderen Spice Girls auf mehreren Briefmarken der Royal Mail verewigt. Anlass ist das 30. Bandjubiläum in diesem Jahr.

1994 hatte Chisholm auf eine Anzeige für ein Casting geantwortet, bei dem sich die ausgebildete Tänzerin mit der markanten Stimme gegen Hunderte andere Mädchen mit Popstar-Ambitionen durchsetzte. Zwei Jahre später wurde sie mit den Spice Girls schlagartig weltberühmt, als die Single »Wannabe« in mehr als 20 Ländern die Charts toppte - der Beginn eines Pop-Phänomens.

Geplagt von Selbstzweifeln

Doch während die Spice Girls gute Laune verbreiteten und »Girl Power« proklamierten, hatte Mel C mit den Nebenwirkungen des immensen Erfolgs zu kämpfen. Neben ihren lauten und dominanten Kolleginnen Melanie Brown und Geri Halliwell (heute Horner) habe sie sich damals »wie ein Ersatzteil« gefühlt, berichtet sie in ihrer Autobiografie »Who I Am: My Story«. Selbstzweifel hätten sie geplagt. Ständig habe sie Angst gehabt, nicht gut genug zu sein und aus der Band geworfen zu werden. Panikattacken und Depressionen waren die Folge.

Von Fans und Medien wurde sie für ihre sportliche Figur gefeiert. Tatsächlich war es aber das Resultat eines ungesunden Lebensstils und einer Anorexie, die sie vor einigen Jahren öffentlich machte. Demnach aß sie auf dem Höhepunkt des Spice-Girls-Erfolgs ausschließlich Obst und Gemüse und trainierte mehrere Stunden täglich, um so schlank zu bleiben. »Wenn man eine Essstörung hat, kann man sich ziemlich einsam und isoliert fühlen«, erzählte sie der »Sunday Times«. Den Erfolg habe sie kaum genießen können. Eine Therapie half ihr schließlich.

Mit Bryan Adams im Fahrstuhl

Den Start ihrer Solokarriere verdankt Melanie C einem glücklichen Zufall. 1998 begegnete sie Bryan Adams in einem Fahrstuhl und der kanadische Rockstar lud sie zu einem Duett ein. Die gemeinsame Single »When You're Gone« wurde ein Hit und ließ Plattenbosse aufhorchen. 1999 unterschrieb Chisholm einen Plattenvertrag bei Virgin Records.

2022 nahm das Duo den Song für Adams' Album »Classic Pt. II« erneut auf. Und am Rande eines Konzerts des Kanadiers in Chisholms englischer Heimatstadt Widnes bei Liverpool filmten die beiden kurzerhand backstage ein neues Musikvideo.

»Bryan ist ein enger Freund und Unterstützer geblieben«, schrieb Chisholm dazu bei Instagram. »Er hat an mich geglaubt und mir das Selbstvertrauen gegeben, neben den Spice Girls eine Solokarriere zu starten. Dafür werde ich ihm für immer dankbar sein.«

Mit ihrem 1999 veröffentlichten Debütalbum »Northern Star« und Hitsingles wie »I Turn To You« oder »Never Be The Same Again« emanzipierte sich Melanie C in doppelter Hinsicht von den Spice Girls. Musikalisch ging sie zum Teil neue Wege - mit weniger Bubblegum-Pop und Ansätzen von Indie-Rock. Zugleich zeigte sie damit, dass sie auch ohne ihre Kolleginnen kommerziell erfolgreich sein kann.

Eigene Plattenfirma

Als ihr zweites Album »Reason« 2003 floppte, trennte sich Virgin von Chisholm. Doch die ließ sich nicht beirren und gründete ihre eigene Plattenfirma Red Girl Records. Der Name spielt darauf an, dass sie ein Fan des FC Liverpool, der sogenannten »Reds«, ist. Das finanzielle Risiko, das die Sängerin und Unternehmerin einging, wurde belohnt. »Beautiful Intentions«, ihr erstes Album auf eigenem Label, verkaufte sich dank Hitsingles wie »Next Best Superstar« und »First Day Of My Life« bestens - auch in Deutschland.

Ihr Mitwirken im albernen Spice-Girls-Kinofilm »Spice World« von 1997 war nicht gerade preisverdächtig. Dafür überzeugte Melanie C ab 2009 als Musicaldarstellerin. Ihre Rolle in einer Produktion von »Blood Brothers« brachte ihr sogar eine Nominierung für den renommierten Laurence-Olivier-Award ein. Die Zeit am Londoner West End inspirierte sie zu dem Album »Stages«, auf dem sie Songs aus Shows und Filmen coverte.

Soziales Engagement

Ihr bislang letztes Album »Melanie C« erschien 2020. Darüber hinaus machte sich das Multitalent als DJ einen Namen, saß in der Jury von Castingshows und engagiert sich für viele wohltätige Zwecke. Vor allem mentale Gesundheit liegt Chisholm, die 2009 ihre Tochter Scarlet zur Welt brachte, wegen ihrer eigenen Erfahrungen am Herzen. Von Scarlets Vater Thomas Starr trennte sie sich 2012 nach einer zehnjährigen Beziehung. Medienberichten zufolge ist sie heute mit dem Kunsthändler Cassius Colman liiert.

Spice Girls
Melanie Brown (l-r), Melanie Chisholm, Emma Bunton und Geri Horner 2018 in London. Foto: Matt Crossick/DPA
Melanie Brown (l-r), Melanie Chisholm, Emma Bunton und Geri Horner 2018 in London.
Foto: Matt Crossick/DPA

Melanie C hat einen Traum

Mit ihren Spice Girls tat sich die Sängerin trotz Soloerfolgs immer wieder gern zusammen. Zuletzt absolvierte die Band - ohne Victoria Beckham - im Sommer 2019 eine riesige Stadiontournee, allerdings nur in Großbritannien und Irland. Zeit für eine weitere Reunion?

Wenn es nach Melanie Chisholm geht, schon, denn sie hat einen Traum. Mit ihrer Soloband und als DJ trat sie schon beim britischen Kultfestival Glastonbury auf. Das will sie auch mit den Spice Girls schaffen. »Es ist eine echte Ehre, wenn man da als Künstler auftritt«, sagte sie im letzten Jahr der Nachrichtenagentur PA. »Ich glaube, das wäre die unglaublichste Erfahrung meines Spice-Girl-Lebens.«

© dpa-infocom, dpa:240111-99-566616/6