Der serbische Schriftsteller David Albahari ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen.
Albahari war einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen (post-)jugoslawischen und serbischen Literatur. Er schrieb vor allem Romane und Kurzprosa.
Albahari entstammte einer jüdischen Familie und wuchs im Belgrader Vorort Zemun auf. Er studierte zunächst Englisch und Literaturwissenschaften. 1991 wurde er Vorsitzender des Verbandes der jüdischen Gemeinden Jugoslawiens. In dieser Funktion war er ein Jahr später maßgeblich an der Evakuierung der Juden aus dem von Serben belagerten Sarajevo beteiligt. 1994 ging er selbst nach Kanada ins Exil. In den letzten Jahren kehrte er immer wieder für längere Zeiträume nach Belgrad zurück.
Historische Ereignisse im individuellen Schicksal
Albahari veröffentlichte 14 Romane, 13 Kurzgeschichten-Sammlungen und fünf Essay-Bände. Sein zentrales Thema waren die Familie sowie der Niederschlag historischer Ereignisse in individuellen Erinnerungen und Schicksalen. Auf deutsch erschienen von ihm unter anderen die Romane »Mutterland« (2002), »Götz und Meyer« (2003) und »Die Ohrfeige« (2007) sowie der Kurzgeschichtenband »Die Kuh ist ein einsames Tier« (2011).
Als virtuoser Erzähler schöpfte Albahari aus einem weitgespannten Repertoire literarischer Formen und Gattungen. »Man kann ihm dabei zusehen, wie er die Wörter aus der Stille holt und seltsamen Zusammenhängen zuführt«, schrieb die Literaturwissenschaftlerin Ilma Rakusa in einer Rezension. Zuletzt war Albahari an Parkinson erkrankt, was er in seinem Roman »Heute ist Mittwoch« (2020) thematisierte.
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