Bonn (dpa) - Die Musik zum Beginn des Beethoven-Jubiläums hat der Meister selbst geschrieben: Mit viel Applaus und der Ouvertüre zur Wiener Uraufführung der Oper »Fidelio« hat am Montagabend in Bonn das Beethoven-Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Komponisten im Dezember 2020 begonnen.
Dirigent Dirk Kaftan führte sein Beethoven-Orchester mit Schwung und Temperament durch das Stück.
»Bis heute berührt, bewegt, begeistert und verbindet seine Musik Menschen über alle Grenzen hinweg«, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in ihrer Festansprache über den berühmten Komponisten. Es falle nicht schwer, ihn als weltweit verehrten Mega-Star gedanklich in die heutige Zeit zu holen. »Würde er auf dem roten Teppich von jubelnden Fans, von kreischenden Groupies empfangen, die um ein Selfie mit ihm betteln?«, fragte sie.
Bundesweit sind im Jubiläumsjahr rund tausend Konzerte, Opernaufführungen, Ausstellungen und Konferenzen geplant - davon viele in Bonn, der Geburtsstadt von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Die Kosten des deutschlandweit gefeierten Jubiläums liegen bei über 42 Millionen Euro. Sie werden übernommen vom Bund, dem Land Nordrhein-Westfalen sowie der Region Bonn.
Grütters sagte, das Programm eröffne unterschiedliche Wege der Annäherung. Das Festjahr sei eine Einladung zum Zuhören. Damit solle es sich abheben von früheren Beethoven-Jubiläen, die das Vermächtnis des Komponisten für politische Zwecke instrumentalisiert hätten: etwa für den deutschen Nationalismus im 19. Jahrhundert, für Durchhalteparolen zu Kriegszeiten oder für die Überhöhung der deutschen Kultur nicht zuletzt in der Zeit des Nationalsozialismus.
Zuvor war das Museum im Geburtshaus Beethovens in der Bonner Innenstadt nach umfassender Renovierung wieder vollständig eröffnet worden. Grütters würdigte die »Aura des Authentischen«, die es ermögliche, diesem Ausnahmekünstler noch ein bisschen näher zu kommen. Die knarzenden Dielen des Beethoven-Hauses möge sie sehr, bekannte die Politikerin. Das Haus verfügt über die weltweit größte Beethoven-Sammlung. Gezeigt werden Musikinstrumente, Briefe, Notenblätter, Bilder und andere Gegenstände aus seinem Leben, das er überwiegend in Wien verbrachte.
Knapp die Hälfte der Kosten von 3,8 Millionen Euro für Renovierung und Erweiterung des Beethoven-Hauses zahlte der Bund. Die Präsentation ist nun informativ, mehrsprachig und multimedial. Erstmals werden in einem gesonderten Raum originale Handschriften ausgestellt. Das war zuvor aus konservatorischen Gründen nicht möglich, die Besucher hatten in den Vitrinen nur Duplikate gesehen. Mit mehr als 100.000 Besuchern pro Jahr zählt das Haus zu den meistbesuchten Komponisten-Museen der Welt. Etwa 60 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland.
Ein Teil ist nach den Umbauten bereits seit Mitte September wieder geöffnet. Seitdem werde das Haus »von Besucherströmen geradezu überrannt«, berichtete Michael Kranz, der Vorsitzende des Vereins Beethoven-Haus. Der vor 130 Jahren gegründete Verein hatte Ende des 19. Jahrhunderts das Geburtshaus gekauft, vor dem Abriss bewahrt und eine Gedenkstätte eingerichtet. »Wir dürfen froh sein, dass dieses Haus, in dem Beethoven geboren wurde, erhalten wurde«, sagte Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos).