Die Schauspielerin Sandra Hüller (45) hat auf dem Filmfest Hamburg den Douglas-Sirk-Preis überreicht bekommen. Die besten Preisverleihungen seien die, bei denen man gar nicht erklären müsse, warum derjenige den Preis bekomme, sagte Festivalleiter Albert Wiederspiel am Samstagabend in Hamburg. »Der Preis für Sandra Hüller war längst fällig, eigentlich warteten wir nur auf eine Gelegenheit.« Die Auszeichnung solle auch ihren zunehmend wichtigen Beitrag zur europäischen Filmkultur würdigen.
Auch ihr Schauspielkollege Jens Harzer (51) fand in seiner Laudatio warme Worte für die gebürtige Thüringerin. Sie habe für ihre Rollen immer wieder eine besondere Art der Verlorenheit geschaffen, gleichzeitig habe sie den Frauen aber auch eine gewisse Eigenständigkeit und Stärke gegeben. Hüller habe eine absolut »singuläre Stellung im Film und im Theater«. Zeugnis ihres »fundamental beeindruckenden Spiels« sei ihr aktueller Film »Anatomie eines Falls«.
Sandra Hüller zeigte sich am Samstagabend begeistert und berührt von den Worten über sie und den Liedern für sie. »Das ist ein wirklich unglaublich schöner Moment in meinem Leben. Das passiert nicht so oft, dass jemand über einen spricht oder zu einem singt, der einen gut kennt«, sagte die 45-Jährige nach der Preisverleihung.
Hüller gilt als Ausnahmetalent. Zunächst spielte sie vor allem Theater, bekannter wurde sie durch ihre Rolle im Film »Requiem«, für den sie auch mehrere Filmpreise erhielt. Ihre Rolle in der Tragikomödie »Toni Erdmann« machte zudem europäische Filmemacher und Kritiker auf sie aufmerksam. Nun spielte sie im Gewinnerfilm von Cannes die Hauptrolle. Das Krimidrama »Anatomie eines Falls« wurde auch im Anschluss an die Preisverleihung als Deutschlandpremiere in Hamburg gezeigt. Hüller ist erst die zweite deutsche Schauspielerin nach Nina Hoss, die mit dem Douglas-Sirk-Preis geehrt wird.
Der Preis wird seit 1995 verliehen. Bisherige Preisträger sind Wim Wenders, Catherine Deneuve, Tilda Swinton und Jodie Foster. Das Filmfest Hamburg geht noch bis zum 7. Oktober. Es werden mehr als 130 Filme gezeigt, darunter 25 Kino- und Fernsehfilme als Weltpremieren.
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