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Rainald Grebe verzichtet auf sein »Markenzeichen«

Debatten um kulturelle Aneignung muss man führen. Sagt der Liedermacher Rainald Grebe, der Ende Juli in der Berliner Waldbühne auftritt.

Rainald Grebe
Rainald Grebe gibt Ende Juli das Konzert »Halleluja Berlin« in der Waldbühne. Foto: Hannes P. Albert/DPA
Rainald Grebe gibt Ende Juli das Konzert »Halleluja Berlin« in der Waldbühne.
Foto: Hannes P. Albert/DPA

Der Liedermacher Rainald Grebe (»Brandenburg«) will künftig weitgehend ohne seinen bekannten Federschmuck auskommen. Der 52-Jährige begründete den Schritt in Berlin mit der Debatte um kulturelle Aneignung. »Auf Plakaten oder in Social Media kann nichts erklärt werden. Wenn man da Federschmuck aufsetzt, schauen gewisse Generationen gar nicht mehr drauf. Die klicken das weg«, sagte Grebe der dpa in Berlin.

Der Kopfschmuck habe auch familiäre Gründe. »Das war eine ganz alte Nummer aus den 90er Jahren, die hieß «Der Indianer»«, berichtete Grebe. »Weil mein Vater Karl-May-Experte ist, habe ich diese ganzen Karl-May-Sachen verwurstet in einer komischen Nummer, wo ein Häuptling geredet hat. Es war Blödsinn.« Danach habe er den Schmuck behalten und zu allen möglichen Sachen aufgesetzt.

»Das war so eine sinnfreie Aktion und dann quasi mein Markenzeichen«, sagte Grebe. In der aktuellen Situation funktioniere das für ihn nicht mehr. »Dieser Humor hält die Diskussion nicht aus. Die ernsthafte Diskussion um diese Themen kann dieser Schmuck nicht ertragen.«

Freiräume sind ihm wichtig

Die Debatte um kulturelle Aneignung etwa von indigenen Völkern ist für Grebe verständlich. »Die Grundfragen kommen aus einem guten linken Gefühl heraus mit so ernsten Themen wie Kolonialismus. Die Spitzen gehen dann vielleicht zu weit manchmal. Aber das ist vielleicht auch normal, wenn die Diskussionen anfangen, dass man gewisse Sachen einfach mal verstärkt sagt.« Arbeit in der Kultur sei aber immer auch kulturelle Aneignung, »weil man sich inspirieren lässt«.

Für seine Arbeit beansprucht Grebe gern Freiräume. »Ich fand das immer normal, dass Moral nicht im Vordergrund steht. Man muss auch mal unmoralische Sachen machen auf der Bühne«, sagte er. Das sei jetzt erschwert. »Man macht sich Gedanken vorher: wo kriegt man da den nächsten Shitstorm, wie wird das jetzt wieder diskutiert?« Gleichzeitig sagte der Liedermacher: »Ich finde das nicht so schrecklich. Es ist lästig manchmal, man muss drüber nachdenken.«

Für sein Konzert am 29. Juli in der Berliner Waldbühne greift Grebe auch auf seine Anfänge als gelernter Puppenspieler zurück. »Mit Leinwand und Kamera kann man ganz kleine Handpuppensachen machen und auf die große Bühne bringen.«

© dpa-infocom, dpa:230628-99-218869/4