Drei Tage lang Party, laute Musik und Sonnenschein: Insgesamt etwa 160.000 Menschen haben von Freitag bis Sonntag auf den Musikfestivals Rock im Park in Nürnberg (Bayern) und Rock am Ring in Nürburg (Rheinland-Pfalz) kräftig gefeiert. Es wurde viel getanzt, gefeiert - und es ging auf den Bühnen zum Teil auch politisch zu. Der letzte Tag des Festivals fiel in diesem Jahr auf den Sonntag der Europawahl.
»Wir sind tot, aber glücklich«, sagte eine 28-Jährige aus Braunschweig, die zu Rock im Park gereist war. »Meine Füße sind blutig - so viel habe ich getanzt«, ergänzte ihre Freundin. Die Einsatzkräfte sprachen am Sonntag, dem letzten Festivaltag, von einem friedlichen Verlauf. Rettungskräfte mussten Feierende vor allem wegen Insektenstichen, kleinerer Verletzungen und Kreislaufproblemen behandeln, wie es weiter hieß.
Auch beim Zwillingsfestival in Nürburg in der Eifel wurde die »gute Stimmung« hervorgehoben. Es sei deutlich ruhiger als in den Vorjahren, hieß es dort von den Einsatzkräften. Dort habe es bis Sonntagmittag 360 Einsätze im Rettungsdienst und 2700 Fälle an den Sanitätsstellen gegeben, berichtete Armin Link vom Deutschen Roten Kreuz (DRK).
Auf Tuchfühlung mit den Fans
Rund 70 Bands standen in Nürnberg an den drei Tagen auf den drei Bühnen. Zum Abschluss am Sonntagabend sollten unter anderem die Berliner Punkrocker Die Ärzte, die US-Rockband Queens Of The Stone Age und die Metal-Band Avenged Sevenfold spielen. Bei Rock am Ring spielten zeitversetzt dieselben Bands.
Viele Bands gingen bei ihren Auftritten auf Tuchfühlung mit ihren Fans. So ließen die Leoniden ein Klavier in die Menge vor der Bühne tragen, wo Sänger Jakob Amr umringt vom Publikum klimperte. Sascha Madsen von der Band Madsen ließ sich singend in roten Socken auf Händen über die Köpfe der Menge tragen. Bei Kraftklub stieg sogar die gesamte Band zu den Feierenden nach unten. Viele Bands wurden bei ihren Auftritten auch politisch und positionierten sich gegen Faschismus und Intoleranz.
Hausverbot wegen rassistischer Parolen
Überschattet wurde das friedliche Miteinander am Samstag in Nürnberg, als zwei Männer nach Angaben der Polizei rassistische Parolen zum Lied »L'amour toujours« vom Riesendrad auf dem Festivalgelände gegrölt haben sollen. Als Zeugen die Männer demnach nach der Fahrt damit konfrontierten, griffen die 28- und 30-Jährigen diese an. Der Veranstalter erteilte den beiden Männern Hausverbot und betonte: »Jegliche Form von Diskriminierung, Menschenhass und Gewalt hat bei Rock im Park keinen Platz.«
In der Eifel hatte die Band Querbeat eine politische Botschaft im Gepäck: Sie spielte das Lied »Kein Kölsch für Nazis«. Der Song bedeute ihnen sehr viel, wie Sänger Jojo Berger sagte. Etwas Hollywood-Atmosphäre brachte der Auftritt der Band Dogstar. Hier stand Schauspieler Keanu Reeves als Bassist mit auf der Bühne.
Wie in den Vortagen trieben die sommerlichen Temperaturen am Sonntag viele Feiernde in den Pausen zwischen den Konzerten an die Wasserstellen, wo sich zeitweise lange Schlangen bildeten. Sonnenbrillen, Sonnencreme und zum Teil auch ausgefallene Sonnenhüte entpuppten sich zu den Must-haves des Wochenendes.
Weniger Alkohol
Statt zu Alkohol griffen viele Gäste offenbar lieber zu alkoholfreien kalten Getränken und Eis. Die Sanitäterinnen und Sanitäter mussten wie im Vorjahr nur wenige Menschen behandeln, die zu viel Alkohol getrunken hatten, sagte Sohrab Taheri-Sohi vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), das die Rettungseinsätze auf dem Gelände leitete. »Die Leute feiern umsichtiger.«
Fast 1200 Rettungskräfte waren bis Sonntag nach BRK-Angaben auf dem Festival in Bayern unterwegs. Viele der Sanitäterinnen und Sanitäter seien kurz davor noch in Bayern im Hochwasser-Einsatz gewesen. »Das ist noch in den Köpfen der Besucher«, sagte Taheri-Sohi. Die Einsatzkräfte erlebten große Dankbarkeit und Respekt und bekämen viel Applaus.
Besonderer Dank kam von einem 60-Jährigen. Bei Rock im Park im vergangenen Jahr war Stefan Hofmann plötzlich leblos umgefallen. Durch einen glücklichen Zufall waren Sanitäter und Notärzte ganz in der Nähe und konnten ihn sofort wiederbeleben. Bei Rock im Park traf der leidenschaftliche Festivalgänger seine Retter nun wieder: »Die Leute hier haben mir das Leben gerettet«, sagte er.
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