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Peter Kloeppel: Auch ich muss mit Emotionen kämpfen

Peter Kloeppel ist das Gesicht von »RTL aktuell«. Nun hat er dort 30. Jubiläum. Auch nach all den Jahren lassen ihn die News nicht kalt. Über Schreckensbilder sagt er: »Weniger zu zeigen, ist immer besser.«

Peter Kloeppel
Peter Kloeppel hat sich im Laufe der Jahre Schutzmechanismen angeeignet. Foto: Christian Charisius
Peter Kloeppel hat sich im Laufe der Jahre Schutzmechanismen angeeignet.
Foto: Christian Charisius

Spätestens seit der Dauer-Moderation bei den Anschlägen am 11. September 2001 gilt RTL-Anchorman Peter Kloeppel als einer der besten Nachrichtenjournalisten Deutschlands. Seit 30 Jahren hält er »RTL aktuell« die Treue. Am Mittwoch ist Jubiläum.

Im dpa-Interview erzählt er, wie sich die Fernsehnachrichten verändert haben und wie er privat mit den vielen traurigen News unserer Zeit umgeht.

Frage: Herr Kloeppel, wie viele Sendungen haben Sie bisher moderiert?

Antwort: Unser Archiv hat nachgezählt: Demnach waren es 6937 reguläre Ausgaben plus zahlreiche Sondersendungen, News-Updates und Dokumentationen.

Frage: Welche dieser Moderationen ist Ihnen am stärksten im Gedächtnis haften geblieben?

Antwort: Für mich war der 11. September 2001 sicher der außergewöhnlichste und herausforderndste Tag - es war immerhin eine siebeneinhalbstündige Live-Strecke, die mich physisch und psychisch an meine Grenzen gebracht hat.

Frage: Wie gehen Sie bei der Kriegsberichterstattung mit der Gratwanderung um, welche Bilder mit Blick auf Opfer und Zuschauer noch zu verantworten sind?

Antwort: Wir haben sehr klare Regeln, was wir zeigen und was nicht. Bei kritischen Bildern von Tod und Zerstörung machen wir im Schneideraum Details unkenntlich. Weniger zu zeigen, ist immer besser.

Frage: Belastet Sie die Moderation in so finsteren Zeiten - Ukraine-Krieg, Corona, Klimawandel - auch menschlich? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?

Antwort: Natürlich belastet mich die Nachrichtenlage, aber ich habe über die Jahre gelernt, mir Schutzmechanismen anzueignen. Das fällt mir auch deshalb leichter, weil ich die Nachrichten aus professioneller Distanz beurteilen kann und muss. Je näher die Ereignisse aber an mich heranrücken, und das ist bei der Corona-Pandemie und jetzt im Ukraine-Krieg oft der Fall, muss auch ich mit meinen Emotionen kämpfen.

Frage: Wie haben sich die RTL-Nachrichtensendungen in den vergangenen 30 Jahren verändert?

Antwort: Die Dichte an Informationen und der Zugang zu ihnen hat enorm zugenommen. Gleichzeitig haben wir aber auch viel mehr Möglichkeiten, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Außerdem: die Menge des uns vorliegenden Bildmaterials ist exponentiell gewachsen.

Und darüber hinaus ist es durch neue Übertragungswege sehr viel einfacher geworden, aus den entferntesten Gegenden der Welt Reporter für Live-Schaltungen in die Sendung zu holen. All das erfordert eine hohe Auswahl-, Priorisierungs- und Einordnungskompetenz bei uns Journalisten. Aber wir sind personell, fachlich und finanziell gut aufgestellt bei RTL News. Mir ist nicht bange vor der Zukunft.

Frage: Haben Sie mal ein Angebot bekommen, zu den Öffentlich-Rechtlichen zu wechseln?

Antwort: Nein. Ich habe auch nie darauf gewartet.

Frage: Sie haben sich in einem Interview gegen Nebentätigkeiten von Nachrichtenmoderatoren ausgesprochen? Warum?

Antwort: Weil man sich - wenn man bezahlt wird - abhängig macht von Unternehmen oder Institutionen, die einem in der Nachrichten-Berichterstattung wieder begegnen können. In diese Situation möchte ich nicht kommen.

Frage: Machen Sie sich als Botschafter der »Stiftung Lesen« Sorgen um die Lesekompetenz der Kinder nach Corona?

Antwort: Darüber habe ich mir schon lange vor Corona Gedanken gemacht und freue mich über jede Aktion, die Kindern das Lesen von Büchern nahebringt. Mir haben Bücher schon sehr früh im Leben neue Welten erschlossen und mich neugierig gemacht auf das Leben und Wirken anderer Menschen. Das klingt bis heute nach.

Frage: Sind Sie einmal zu spät ins Studio gekommen?

Antwort: Manchmal träume ich, dass ich zu spät komme, und wache dann erschrocken auf. Aber im Ernst: Spät war es öfters, ZU spät war ich zum Glück nie. Es gab allerdings Tage, an denen ich erst wenige Minuten vor Sendestart im Kölner Studio eingetroffen bin. Dies passierte mehrmals während meiner Zeit als Chefredakteur. Ich musste deshalb regelmäßig nach Berlin und kam immer erst am Nachmittag mit dem Flugzeug zurück nach Köln. Wenn da die Maschine Verspätung hatte oder die Autobahn vom Flughafen zum Sender verstopft war, wurde es sehr knapp.

Einmal saß meine Kollegin Ilka Eßmüller als Vertretung schon fertig geschminkt und vorbereitet auf meinem Stuhl im Studio, als ich auf den letzten Drücker reinplatzte - zum Glück hatte sie Verständnis für meine Zwangslage und hat mir das Mikrofon übergeben.

ZUR PERSON: Der gebürtige Frankfurter Peter Kloeppel (63) ist seit dem 30. März 1992 Chefmoderator von »RTL aktuell«. Von 2004 bis 2014 war er zugleich Chefredakteur des Kölner Privatsenders. Kloeppel gründete auch die RTL-Journalistenschule. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Die 18.45-Uhr-Ausgabe von »RTL Aktuell« erreicht im Schnitt täglich 3,61 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 15,6 Prozent).

© dpa-infocom, dpa:220328-99-701847/3