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Oper bis Busch: Australiens Kultur spürt das Feuer

Die Oper dankte den Feuerwehrleuten. Ein Filmstar wollte nicht nach Sydney kommen. Kostbare Kunst musste in Sicherheit gebracht werden. Auch die australische Kulturwelt bekommt die Brände zu spüren - manchmal bedrohlich nah.

Opernhaus
Auf den großen Segeln des Opernhauses in Sydney wurden als Dank Bilder von Feuerwehrleuten projiziert. Foto: Paul Braven/AAP/dpa
Auf den großen Segeln des Opernhauses in Sydney wurden als Dank Bilder von Feuerwehrleuten projiziert. Foto: Paul Braven/AAP/dpa

Canberra (dpa) - Die Oper in Sydney hat gerade gezeigt, wem die Australier besonders dankbar sind: Auf den berühmten Segeln leuchteten Bilder von Feuerwehrleuten.

Seit Monaten wüten schwere Brände auf dem Kontinent. Auch die Kunst- und Kulturszene spürt das. In den Städten schlossen Universitäten, Museen und Galerien, als die Luft draußen zu dick wurde. In einem Dorf an der Südostküste ging Kunst der Ureinwohner in Flammen auf, sicher nicht der einzige Verlust für die Aborigines. Eine der wichtigsten Sammlungen des Landes musste in Sicherheit gebracht werden.

Ärger zog sich im Januar die französische Schauspielerin Isabelle Adjani zu, als sie wegen des Rauchs, der bis nach Sydney zog, ihren Auftritt beim dortigen Filmfest absagte. Festivalchef Wesley Enoch war deswegen richtig sauer. Das sei »unglaublich enttäuschend« und »sehr demoralisierend«. So behandle man die Stadt nicht, sagte Enoch dem »Sydney Morning Herald«.

Laut der Zeitung sagte Adjani aus medizinischen Gründen ab: Sie habe Atemwegsprobleme, ihre Gesundheit würde durch eine Reise in die australische Metropole ernsthaft gefährdet. Enoch verwies auf Experten und ließ das nicht gelten. Die Luft sei nicht mehr so schlecht und habe sich sehr verbessert. Adjani schob später nach, dass sie aus Respekt vor den Opfern der Katastrophe abgesagt habe. Es schicke sich nicht, jetzt mit einem Flugzeug nach Australien zu fliegen und die gefilterte Kinoluft zu atmen, schrieb sie in der französischen Zeitung »Le Monde«.

Ganz andere Sorgen hat man im Kunstzentrum des »Bundanon Trust« im australischen Busch südlich von Sydney. »Bis auf Weiteres geschlossen«, heißt es auf der Homepage. Dort mussten mehr als 3800 Kunstwerke vor den Flammen gerettet werden. Zur Sammlung (Schätzwert: umgerechnet 27 Millionen Euro) gehören Werke von führenden australischen Künstlern wie Arthur Boyd, Sidney Nolan und Charles Blackman.

Boyd (1920-1999) ist in seiner Heimat als Landschaftsmaler eine Ikone. »Sein Busch ist das australische Äquivalent zu Monets Wasserlilien«, sagte die Chefin der Boyd-Stiftung, Deborah Ely, der Deutschen Presse-Agentur. Boyd sei in Sachen Umwelt der Gesellschaft von heute deutlich voraus gewesen. »Er wäre schockiert gewesen, die Art und Weise zu sehen, wie wir die Zeichen des Klimawandels nicht beachtet haben.«

Anfang Januar kam das Feuer so dicht an das Gelände heran, dass über Nacht die Evakuierung begann. Eine logistische Herausforderung, die fünf Lastwagen brauchte. Bevor es die erste Ladung aus der Gefahrenzone schaffte, war Stiftungschefin Ely nervös und voller Sorge. Mit Hilfe von Kunsttransport-Experten wurden die Schätze in ein Lager in Sydney gebracht. »Es ist eine Erleichterung, zu wissen, dass die Sammlung nun sicher ist«, sagte Ely. Das Gelände brannte nieder, die Häuser an zwei Orten überstanden die Feuer.

Das historische Verhältnis der Australier zu den Buschbränden war schon Gegenstand einer Ausstellung, bevor die aktuelle Katastrophe kam. »Feuer sind seit Jahrtausenden ein wichtiger Teil der australischen Geschichte«, sagte Martha Sear vom Nationalmuseum in der Hauptstadt Canberra. Die Ausstellung zeigte, welche Kulturtechniken die Aborigines nutzten, oder auch die Überbleibsel nach Feuern wie geschmolzene Kaffeetassen.

»Feuer war schon immer eine Quelle großer Angst, aber auch etwas, von dem die Australier wissen, dass sie damit leben müssen«, so Sear. Sie meint: Vielleicht kommen daher der Gemeinsinn und der sehr verbreitete freiwillige Einsatz bei der Feuerwehr. »Es verbindet uns und bringt uns zusammen.« So alltäglich die Feuer sind, diesmal sind sie laut Sear anders als alles andere.

In einer neuen Dauerstellung »Leben in Australien« soll es auch um den Klimawandel, Buschbrände und die Herausforderungen für die Umwelt gehen. Die Museumsexpertin ahnt, dass sich der Lebensstil der Australier verändern könnte. Etwa beim Urlaub, wenn die Menschen im australischen Sommer über Weihnachten mit dem Auto ans Meer fahren. »Aber das könnte in Zukunft der gefährlichste Zeitpunkt sein.«

Wie Sear erzählte, musste das Museum wegen seiner guten Filteranlagen nicht schließen, als die Luft in Canberra schlecht wurde. Viele Leute hätten dort Schutz vor der Hitze und dem Rauch gesucht. Die Besucherzahlen stiegen.

Bericht Sydney Morning Herald

Museum in Bundanon