Berlin (dpa) - Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat sich nach NS-Vorwürfen gegen den früheren Chef der Filmfestspielen klar hinter die Berlinale-Direktion gestellt.
»Die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit ist Teil unseres nationalen Selbstverständnisses - das gilt nicht nur für die Politik, sondern auch für wichtige gesellschaftliche Akteure«, sagte Grütters der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
»Wenn diese für uns alle neuen Erkenntnisse sich erhärten sollten, ist es selbstverständlich, dass man den Namen Alfred Bauer im Zusammenhang mit der Berlinale so nicht mehr nutzt«, sagte Grütters. »Dann wird es künftig auch keinen nach Alfred Bauer benannten Preis mehr geben.«
Nach einem Bericht über die Vergangenheit des früheren Berlinale-Leiters hat das Filmfestival den nach ihm benannten Preis ausgesetzt. In dem Artikel würden Quellen zitiert, die die Rolle Bauers in der nationalsozialistischen Filmpolitik neu beleuchten, hieß es bei den Filmfestspielen. Die Interpretation dieser Quellen lege nahe, dass er bedeutende Positionen in der NS-Zeit inne gehabt habe.
Bauer hatte die Filmfestspiele in Berlin von 1951 bis 1976 geleitet. Der nach ihm benannte Preis wurde seit 1987 verliehen, zuletzt als eine von mehreren Bären-Auszeichnungen im Wettbewerb.
»Die Berlinale-Direktion lässt jetzt ein wissenschaftliches Gutachten erstellen, das die aufgekommenen Informationen noch einmal bewertet«, sagte Grütters. »Wenn das so ist, wie es in der glaubwürdigen Darstellung aussieht, dann werden die notwendigen Konsequenzen gezogen. Das haben die Berlinale-Leiter Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian sehr angemessen und konsequent deutlich gemacht.«
Für Grütters zeigt dieser Vorgang, »dass uns unsere Vergangenheit immer wieder einholt. Darauf muss man konsequent und ganz eindeutig reagieren, das hat die Berlinale-Leitung getan.«
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Eröffnet werden die 70. Internationalen Filmfestspiele am 20. Februar mit der Romanverfilmung »My Salinger Year« nach J. D. Salinger. Bis zum 1. März will das Festival rund 340 Filme zeigen.