PARIS. Der Saal, in dem die weltberühmte Mona Lisa hängt, erinnert mit seinen Zick-Zack-Absperrungen an die Check-in-Schlangen von Flughäfen zur Hochsaison. Orangefarbene Punkte am Boden signalisieren den Abstand, den die Besucher darin wahren müssen.
Die Sicherheitsvorkehrung gehören zu den zahlreichen Maßnahmen, mit denen der Louvre in Corona-Zeiten ab Montag (6. Juli) wieder öffnet. Als das meist besuchte Museum der Welt sei die bevorstehende Wiedereröffnung eine große Herausforderung, sagte Louvre-Direktor Jean-Luc Martinez. Im vergangenen Jahr drängelten sich 9,6 Millionen Menschen durch den riesigen Kunstpalast.
Der Louvre wird nicht mehr als 30 Prozent seiner üblichen Besucherzahl den Einlass zu seinen Schätzen gewähren können. »Man wird unter anderem wieder die Säle der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts öffnen, die Abteilungen islamischer Kunst und italienischer Skulpturen«, erklärte der Louvre-Chef. Und natürlich den Zugang zu seinen Stars: der marmornen Schönheit der Statue der Venus von Milo und der Mona Lisa von Leonardo da Vinci.
Statt den 30 000 bis 40 000 Menschen täglich, werden nur noch ein Bruchteil davon das Museum besuchen dürfen. Ob so viele auch kommen werden, ist vorläufig noch fraglich. Denn das Gros des Publikums stammt zu 75 Prozent aus dem Ausland. An erster Stelle die Amerikaner, gefolgt von den Chinesen. Die Europäer nehmen den dritten Platz ein, gefolgt von den Koreanern und Brasilianern. Nur 2 Millionen kämen aus Frankreich, beendete Martinez seine Aufzählung. Er hoffe auf 3000 bis 4000 Besucher, im besten Fall 5000 im Sommer, erklärte er. Bei Covid-Warnungen vor nicht notwendigen touristischen Reisen, bleibt hinter dem Wunsch tatsächlich ein großes Fragezeichen.
Der Louvre finanziert sich zu über 50 Prozent selbst, vor allem mit dem Verkauf von Eintrittskarten. Der Rest wird durch öffentliche Subventionen abgedeckt. Wegen der wochenlangen Schließung beziffert Martinez den Verlust auf 40 Millionen Euro. Man habe das Glück, dass der Staat der Hauptmäzen sei, so der Museums-Chef.
Der Louvre öffnet 70 Prozent seiner Ausstellungsfläche und macht wieder über 35 000 seiner Werke unter den obligatorischen Corona-Regeln zugänglich - wie dem Tragen eines Nasen- und Mundschutzes. Die Besichtigung der Säle folgt einem vorgeschriebenen Parcours, der vermeiden soll, dass sich die Kunstinteressierten kreuzen.
Weder langes Schlangenstehen vor dem Eingang noch Gedränge in den Sälen der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts und Massenandrang vor der Mona Lisa: Szenen, die zunächst der Vergangenheit angehören werden. Ebenso wie Kommentare dieser Art: »Chaos im Louvre«, »unzugänglich« und »völlige Desorganisation«, die im vergangenen Sommer auf der Tripadvisor-Seite des Louvre zu lesen waren. Wegen Überfüllung musste der Louvre im Juli sogar Besucher abweisen.
Nach Schätzungen des Louvre kommen rund 90 Prozent der Besucher in das Pariser Weltmuseum, um das von Leonardo um 1503 gemalte Frauenbildnis zu sehen. Im Jahr 2018 strömten demnach mehr als 9 Millionen Menschen zur Mona Lisa, der Louvre verzeichnete mit rund 10,2 Millionen ein Rekordjahr. In Corona-Zeiten wird die Besichtigung des hinter einem riesigen Panzerglas geschützten Gemäldes verstärkt durch lange Zick-Zack-Barrieren und orangefarbene Abstandspunkte reguliert. Die beeindruckende Vorrichtung reicht bis zur »Hochzeit zu Kana« von Paolo Veronese, einem der größten Bilder, die je auf Leinwand gemalt wurden.
»La Joconde«, wie das Frauenbild aus der Hochphase der italienischen Renaissance auf Französisch heißt, gehört zu den meist besuchten und zugleich kaum betrachteten Kunstwerken der Welt. Laut Louvre bleiben die Besucher durchschnittlich 50 Sekunden vor der Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln stehen. In Zeiten von Corona könnte sich das ändern. (dpa)