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Mark Knopflers Gitarren unterm Hammer

Als Frontmann der Dire Straits wurde Mark Knopfler berühmt. Er gilt als einer der versiertesten Gitarristen. Jetzt aber trennt er sich von einem Großteil seiner Instrumente.

Mark Knopflers Gitarren unterm Hammer
Musiker und Gitarrist Mark Knopfler: Dank seines Erfolges konnte er sich eine große Gitarren-Sammlung zulegen. Foto: Raul Sanchidrian/DPA
Musiker und Gitarrist Mark Knopfler: Dank seines Erfolges konnte er sich eine große Gitarren-Sammlung zulegen.
Foto: Raul Sanchidrian/DPA

Wenn Mark Knopfler durch die Räume von Christie's spaziert, hat er gemischte Gefühle. Rund 120 Gitarren und einige andere Musikinstrumente und Verstärker aus seinem Besitz sind derzeit in dem Londoner Auktionshaus ausgestellt, bevor sie dort am Mittwoch versteigert werden.

»Zugegeben, als ich einige Stücke gesehen habe, musste ich ein wenig schlucken und wünschte, ich könnte sie wieder mit nach Hause nehmen«, gibt der 74 Jahre alte Musiker und Ex-Leader der Dire Straits bei der Ausstellungseröffnung zu. »Aber gleichzeitig freue ich mich. Es ist eine Art glücklicher Schmerz, weil sie für ihre neuen Besitzer hoffentlich neue Freunde werden und neue Beziehungen zu ihnen aufbauen.«

Gitarren, soweit das Auge reicht - unzählige Modelle aus Knopflers rund 50-jähriger Musikkarriere sind bis zur Auktion »The Mark Knopfler Guitar Collection« bei Christie's zu sehen. Einem Exemplar, das Rockgeschichte geschrieben oder zumindest erlebt hat, wurde im Gebäude in der King Street ein eigener Raum gewidmet.

Die Neuauflage der »Gibson Les Paul Standard '59« aus dem Jahr 1983 nutzte Knopfler für die Aufnahmen der Dire-Straits-Hits »Money For Nothing« und »Brothers In Arms«. Außerdem spielte er sie beim historischen »Live Aid«-Konzert im Wembley-Stadion 1985. Für das Instrument werden Gebote in Höhe von 12.000 bis 17.000 Euro erwartet.

Mark Knopflers Gitarren unterm Hammer
Drei Gibson-Gitarren vom Typ Super 400 CESN: Das Auktionshaus Christie's stellt rund 120 Gitarren von Mark Knopfler aus. Foto: Philip Dethlefs/DPA
Drei Gibson-Gitarren vom Typ Super 400 CESN: Das Auktionshaus Christie's stellt rund 120 Gitarren von Mark Knopfler aus.
Foto: Philip Dethlefs/DPA

Noch deutlich höher ist der Wert eines Originals aus den späten 1950er-Jahren. »Ich glaube, mit Blick auf die Qualität und Seltenheit von alten Gitarren, ist das Highlight dieser Auktion die «1959 Gibson Les Paul»«, sagt Kerry Keane, der Spezialist für Musikinstrumente bei Christie's, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London.

»Zwischen 1958 und 1960 wurden die «Les Paul Standard», die oft auch als «Flame Tops» bezeichnet werden, hergestellt. Nur 1700 Stück wurden produziert. Die aus dem Jahr 1959 gelten wahrscheinlich als die begehrtesten.«

Die Gitarre, die Knopfler 1999 erwarb und unter anderem bei einigen Soloaufnahmen verwendete, sei in einem »spektakulären« Zustand, findet Keane. Spektakulär ist auch der erwartete Hammerpreis, der zwischen 350.000 und 580.000 Euro liegt.

Schon lange ein Gitarrenliebhaber

Mark Knopfler, Sänger, Gitarrist und Komponist unsterblicher Welthits wie »Sultans Of Swing«, »Money For Nothing« oder »Walk Of Life«, ist seit seiner Kindheit ein absoluter Gitarrenliebhaber. Alles begann mit Hank Marvin. Der einflussreiche Gitarrist der Band The Shadows (»Apache«) stammt aus Newcastle, wo der in Glasgow geborene Knopfler aufwuchs. Für Marvin begeisterte sich der junge Musikfan Mark so sehr, dass der sich nichts sehnlicher als eine Gitarre wünschte.

Mark Knopflers Gitarren unterm Hammer
Die »Gibson Les Paul Standard« aus dem Jahr 1959 gilt als Highlight der Gitarrensammlung von Knopfler. Foto: Philip Dethlefs/DPA
Die »Gibson Les Paul Standard« aus dem Jahr 1959 gilt als Highlight der Gitarrensammlung von Knopfler.
Foto: Philip Dethlefs/DPA

Regelmäßig sucht er die Musikgeschäfte von Newcastle auf. »Ich habe jedes Klischee erfüllt und meine Nase gegen das Schaufenster gedrückt«, erzählt Knopfler. »Eines Tages habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen. Ich sehe es immer noch vor mir, wie ich meine Hände ausstrecke und eine akustische Gitarre von der Wand nehme.«

Einer der Mitarbeiter habe ihm Gewalt angedroht, falls er das Instrument fallen lasse. »Aber das hat mich nicht abgeschreckt.« Bis heute könne er nicht an einem Musikladen vorbeigehen, ohne hineinzuschauen.

Der große Erfolg ermöglichte es Knopfler später, die Gitarren zu kaufen, von denen er früher nur träumen konnte, und sich eine große Sammlung zuzulegen. Er habe »wunderbare Zeiten« mit ihnen erlebt, erzählt der Musikveteran, der auch für seinen Fingerpicking-Stil berühmt ist.

Knopfler versteigert auch günstigere Exemplare

Doch nun sei es an der Zeit, dass die Instrumente »mit neuen Besitzern neue Abenteuer erleben können«. Schließlich könne er nicht alle Instrumente spielen, sagt Knopfler, der am 12. April sein neues Studioalbum »One Deep River« veröffentlicht. Die erste Single daraus, »Ahead Of The Game«, ist gerade erschienen.

Bei Christie's ist man erfreut, einen solchen musikalischen Schatz versteigern zu können. Dafür befasste sich ein Team von Experten intensiv mit Knopflers Laufbahn mit und ohne die Dire Straits. »Es ist ein echtes Forschungsprojekt«, berichtet die für die Auktion verantwortliche Verkaufsleiterin Amelia Walker. »Wir sind tief in die Geschichte jedes einzelnen Instruments eingetaucht.« Ein begleitender Bildband mit mehr als 250 Seiten dokumentiert die ganze Sammlung.

Auch für nicht ganz so gut betuchte Gitarren- und Musikliebhaber ist möglicherweise etwas dabei. Einige Schätzpreise liegen unter 1000 Euro. Die meisten Instrumente wurden aber im vier- oder fünfstelligen Bereich angesetzt, darunter auch eine silbern glänzende Resonatorgitarre des US-Herstellers Dobro.

Dire-Straits-Fans werden zweimal hinschauen, denn ein ähnliches Modell zierte das berühmte Albumcover von »Brothers In Arms«. Das 90er-Jahre-Ausgabe ist vergleichsweise günstig zu haben - Schätzpreis: 1800 bis 2900 Euro.

Mark Knopfler hat angekündigt, einen Teil der Erlöse für verschiedene wohltätige Zwecke zu spenden. Ein bisschen traurig wird der Gitarrenvirtuose, der am Tag der Auktion nicht bei Christie's vor Ort sein will, wohl trotzdem sein. »Es wird mir gut gehen«, versichert er etwas ironisch und grinst dabei. »Es wird mir gut gehen.«

© dpa-infocom, dpa:240129-99-791160/3