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Leipziger Buchmesse: kein neuer Besucherrekord

Leipzig (dpa) - Zum Abschluss strömten die Besucher am Sonntag erneut in Scharen auf das Gelände der Leipziger Buchmesse, doch die Bilanz konnte das nicht mehr retten: Wetterkapriolen und Verkehrschaos an den wichtigsten Ausstellungstagen haben die jahrelange Besucher-Rekordjagd der Leipziger Bücherschau gestoppt.

Oliver Zille
Der Chef der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, hält nicht viel vom ewigen Wachstumswahn. Foto: Monika Skolimowska
Der Chef der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, hält nicht viel vom ewigen Wachstumswahn. Foto: Monika Skolimowska

Es werde keinen neuen Bestwert geben, sagte Direktor Oliver Zille am Mittag. Genaue Zahlen wollte die Messe am späten Nachmittag vorlegen. Neben eisigem Wind und stehenden Zügen prägte auch die Debatte um den Auftritt rechter Verlage das Geschehen.

Aus Sicht des Buchmesse-Chefs war aber dieses Jahr ein Beleg, dass sich die Akteure nicht von den Auseinandersetzungen an den politischen Rändern dominieren lassen. »Die Inhalte der Messe sind im Fokus geblieben. Das ist der größte Erfolg dieser Buchmesse 2018.« Er lese den Verlauf der Messe als starkes Statement, dass Buntheit und Vielfalt die Oberhand behalten haben »und nicht die lauten Stimmen«.

Vor allem am Wochenende standen sich an den Ständen der rechten Verleger rechte und linke Gruppen gegenüber. »Auch friedliche Auseinandersetzungen sind Auseinandersetzungen. Da wird es laut und die Bilder sind teilweise nicht schön«, sagte Zille. Dennoch müssten alle lernen, mit extremeren Situationen umzugehen. Die werde man auch in Zukunft nicht von der Buchmesse ausschließen können, wolle aber genau abwägen, was in den nächsten Jahren noch verbessert werden könne. »Meinungsfreiheit auszuhalten, ist eben für alle Akteure eine sehr anstrengende Angelegenheit.«

Auf der Leipziger Buchmesse hatten sich von Donnerstag an rund 2600 Aussteller aus 46 Ländern präsentiert. Parallel lief das Festival »Leipzig liest« in der Innenstadt. Viele neue Inhalte, wie das Forum »Politik und Medienbildung« seien gut angenommen worden, so Zille. »Die literarischen Lesungen waren trotz dieser Wetterkapriolen sehr gut besucht und die Begeisterung für die Buchmesse, für die Manga-Comic-Con und für die Angebote ist ungebrochen.«

Ausgerechnet am traditionell besucherstärksten Samstag hatten Schneeverwehungen und vereiste Weichen zu Behinderungen auf Schienen und Straßen gesorgt. Die Züge im Nah- und Fernverkehr umfuhren fast den gesamten Messetag den Hauptbahnhof. Auch auf den Zufahrtsstraßen bildeten sich ungewöhnlich lange Staus. »So einen Wettereinbruch haben wir hier in den 28 Jahren, in denen ich dabei bin, noch nie erlebt.« Das Wetter und die Ausfälle hätten Menschen davon abgehalten, auf die Messe zu kommen, sagte Zille. »Im Nachgang der Messe werten wir aus, wo es logistische Verbesserungen gibt.«

2017 hatten Messe und »Leipzig liest« zusammen den Rekord von 285 000 Besuchern gezählt. Für dieses Jahr waren 15 000 mehr angepeilt. »Ehrlich gesagt bin ich ganz froh darüber, dass dieser «Schneller, Höher, Weiter»-Hype jetzt nicht fortgesetzt wird, sondern dass man sich auf die Inhalte konzentriert und das funktioniert ausgezeichnet.« Dennoch kündigte Zille für die nächsten Jahre größere Veränderungen an. Die Möglichkeiten des Geländes seien noch nicht erschöpft. »Für die Aussteller hat Sichtbarkeit die oberste Priorität, den Zugang des Publikums muss man daher im Blick halten.« Vor allem am Wochenende herrscht oft so großer Andrang, dass die Besucher nur im Schneckentempo zwischen den Hallen vorankommen.

Die immer wieder diskutierte Trennung der Buchmesse von der bunten Manga-Comic-Con mit ihren jungen und oftmals aufwendig kostümierten Besuchern lehnt er weiter ab. »Wir sind überzeugt, dass die inhaltliche Kombination mit der Manga-Comic-Con richtig ist.«

Die Buchmesse lädt 2019 vom 21. bis 24. März nach Leipzig ein. Als Gastland wird sich dann Tschechien präsentieren.

Buchmesse Leipzig