NEW YORK. Sprechende Mäuse, Enten und Hasen sind in Comics und Zeichentrickserien nichts Besonderes - aber ein eckiger gelber Hausschwamm, der in einer Ananas auf dem Boden des Ozeans wohnt?
Das war selbst für die Zuschauer des US-Teeniesenders Nickelodeon vor genau 20 Jahren etwas Anderes. Direkt nach den publikumsträchtigen »Kids' Choice Awards« lief am 1. Mai 1999 die Pilotfolge von »Spongebob Squarepants«.
Die verrückte Geschichte des liebenswürdigen Schwammes unter dem Meer sollte in den kommenden zwei Jahrzehnten zur Weltmarke werden - laut »New York Times« sorgten allein die unzähligen Merchandising-Artikel bis 2017 für einen Gesamtumsatz von 13 Milliarden Dollar (11,6 Milliarden Euro). Auch in Deutschland wurde »Spongebob Schwammkopf« von 2002 an zum Hit, zuerst bei Super RTL, dann bei Nickelodeon, wo die Serie nach Senderangaben regelmäßig im Programm ist, unter anderem zur festen Zeit montags bis freitags um 15.50 Uhr.
Die Fans fanden schnell Gefallen an der Geschichte des charmanten Naivlings, der mit seinen Freunden auf dem Grund des Ozeans im fiktiven Städtchen Bikini Bottom lebt. Schon dieser Name ist nicht nur einer der üblichen auf die erwachsenen Zuschauer abzielenden Gags (ist doch im Englischen der »Bikini Bottom« auch der untere Teil eines Bikinis) - er hat auch mit dem Privatleben des im November 2018 an den Folgen der Nervenkrankheit ALS verstorbenen Show-Erfinders Stephen Hillenburg zu tun. Hillenburg war studierter Meeresbiologe und schrieb 1989 ein Comicbuch für das Orange County Marine Institute im kalifornischen Dana Point, einem Vorort von Los Angeles. Darin ließ er erstmals einen Schwamm namens Bob auftauchen.
Früh war die Figur anders angelegt als übliche Comichelden. Spongebob ist nicht amorph wie ein echter Meeresschwamm, sondern eckig wie ein Spülschwamm. Ihn prägt keine abgeklärte Ironie, sondern eher die aufrichtige Gutmütigkeit eines Kindes. Spongebob sieht selbst in den erniedrigendsten Situationen und im Umgang mit seinen ärgsten Widersachern noch etwas Positives.
Diese Stimmung habe sich bereits vom ersten Treffen mit den späteren TV-Produzenten transportiert, erklärt Eric Coleman, damals Vizepräsident für die Entwicklung neuer Formate bei Nickelodeon, auf der Comic-Webseite Hogan's Arts. »Steve trug ein Hawaiihemd und hatte ein Aquarium mit Miniversionen der Figuren dabei. Er hatte eine Spielzeugmuschel so umgebaut, dass sie statt Meeresrauschen Hawaiimusik spielte«, erinnert sich Coleman. Die Show habe von Anfang an einen aufsehenerregenden Stil und einen unterhaltsamen Hauptcharakter besessen, sagt er.
Nach aktuell fast 250 Folgen, zwei Kinofilmen und einem weniger erfolgreichen Broadway-Musical steht fest, dass die Rechnung seines Erfinders aufgegangen ist. Spongebob hat weltweit eine glühende Anhängerschaft - auch wenn es in Fanzirkeln häufig die Meinung gibt, dass die Zeichentrickserie nach dem ersten Kinofilm 2004 deutlich konventioneller geworden sei. Kritik gab es auch von jenen, die sich daran störten, dass Spongebob und sein bester Freund, Seestern Patrick, möglicherweise ein Paar sein könnten.
Andererseits hat genau das Spongebob früh große Beliebtheit bei Homosexuellen verschafft. Sie sind heute eine wichtige Zielgruppe von Show und Vermarktung - abgesehen von Uni-Studenten auf der ganzen Welt. Bei denen hatte die knallbunte Serie schon früh den Ruf, ganz exzellent als Begleitung zu Alkohol- und Drogenräuschen zu passen. Im Kino geht Spongebob bald in die nächste Runde: Der dritte Film soll 2020 auf die Leinwand kommen. (dpa)