Mit Tradition und Provokation hat die österreichische Alpenregion Salzkammergut offiziell das Europäische Kulturhauptstadt-Jahr 2024 eröffnet. In der ehemaligen kaiserlichen Urlaubsstadt Bad Ischl stimmten tausend Jodlerinnen und Jodlern eine moderne Version dieser uralten Gesangstechnik an und schufen so eine schwebende Klangwolke unter freiem Himmel, bevor sie zu traditionellem Jodelgesang wechselten.
Als Höhepunkt der Eröffnung trat Tom Neuwirth alias Conchita Wurst auf, der aus dem Salzkammergut stammt. Zum Schluss präsentierten die Choreographin Doris Uhlich und ihr Ensemble eine fordernde Nackt-Performance bei Minusgraden.
Der Brückenschlag von der Vergangenheit in die Zukunft steht im Zentrum des Projekts Salzkammergut 2024, das Bad Ischl gemeinsam mit 22 weiteren Kommunen nahe der Grenze zu Bayern ausrichtet. »Miteinander wollen und werden wir diese Chance zum Aufbruch und für die Zukunft ergreifen«, sagte die Bad Ischler Bürgermeisterin Ines Schiller.
»Kunst und Kultur kann Hass und Hetze sehr viel entgegensetzen«
Vizekanzler und Kulturminister Werner Kogler (Grüne) erinnerte daran, dass Kaiser Franz Joseph im Jahr 1914 in Bad Ischl die Kriegserklärung gegen Serbien unterschrieb, die den Ersten Weltkrieg auslöste und jahrzehntelange Gewalt nach sich zog. Auch derzeit würden Demokratie und Freiheit in Europa angegriffen. »Kunst und Kultur kann Hass und Hetze sehr viel entgegensetzen«, sagte Kogler.
Bis zum Jahresende sind im Salzkammergut rund 300 Projekte geplant. Mit Konzerten, Performances und Ausstellungen soll nicht nur die Habsburger- und die NS-Vergangenheit des Salzkammerguts aufgearbeitet werden, sondern auch Lösungen für aktuelle Probleme wie Massentourismus, Abwanderung und Klimawandel aufgezeigt werden.
Neben dem Salzkammergut tragen dieses Jahr Tartu in Estland sowie Bodø in Norwegen den Titel Europäische Kulturhauptstadt.
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