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»Indiana Jones« darf altern: Harrison Ford in Paraderolle

42 Jahre nach dem Start der kultigen Abenteuerfilmreihe kommt »Indiana Jones« zurück ins Kino. Waghalsige Verfolgungsjagden, spektakuläre Stunts - funktioniert das noch mit einem 80-jährigen Protagonisten?

»Indiana Jones und das Rad des Schicksals«
Wieder im Einsatz: Harrison Ford als Indiana Jones. Foto: Jonathan Olley/DPA
Wieder im Einsatz: Harrison Ford als Indiana Jones.
Foto: Jonathan Olley/DPA

Es gehört zu den faszinierenden Wahrheiten Hollywoods, dass Menschen auch im Rentenalter noch die Energie von jugendlichen Kraftsportlern ausstrahlen können. Die Tatsache, dass Harrison Ford im Alter von 80 Jahren noch einmal in seine wohl legendärste Filmrolle Indiana Jones geschlüpft ist, hat da kaum jemanden überrascht. Mit »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« kommt der fünfte Teil der legendären Abenteuerfilmreihe, die vor 42 Jahren startete, in die Kinos.

Und auch jetzt nimmt man Ford die Rolle des waghalsigen Archäologen-Abenteurers wieder ab. Fühlt man sich schnell wieder ein in diese wohlige »Indiana Jones«-Nostalgie, was sicher auch an der legendären Filmmusik von John Williams liegt. Wieder gibt es spektakuläre Verfolgungsjagden, wird Jones gleich in den ersten Minuten fast exekutiert, galoppiert er auf einem Pferd durch die Mengen. Erneut entkommt er auf mysteriöse Weise jeder Todesgefahr.

Der Held muss sein Alter nicht verleugnen

Viele Fans dürfte es erleichtern: »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« ist noch einmal ein großer Spaß, ein gut gemachter Abenteuerfilm. Der fünfte Teil weiß zu unterhalten - nach einem bei der Kritik weitgehend durchgefallenen vierten Film.

Zum ersten Mal sieht man darin aber trotz aller Action, dass das Alter auch vor dem scheinbar unverwundbaren »Indy« nicht Halt macht. Regisseur James Mangold - zum ersten Mal saß nicht Steven Spielberg auf dem Regiestuhl - betonte in Cannes, wo der Film Premiere feierte, dass ihm dieser Aspekt des Alterns wichtig gewesen sei. Ford selbst hatte während der Dreharbeiten mit einer Verletzung zu kämpfen, wie er erzählte, und musste operiert werden, weil er sich einen Muskel riss.

Zwar ist der Held auch im neuen Film wieder auf der Jagd nach einem wertvollen Artefakt. Doch eigentlich hat er gar keine große Lust mehr darauf, ist müde geworden. Im Fokus steht dieses Mal auch keine Liebesgeschichte. Jones' weiblicher Gegenpart ist seine anarchische Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge).

Harrison Ford wird digital verjüngt

Der Film spielt im Jahr 1969. Ein Schicksalsschlag belastet Jones, außerdem steht er kurz vor dem Ruhestand. Doch dann taucht Helena bei ihm in Manhattan auf. Sie hat aus bestimmten Gründen ein Interesse daran, einen besonderen historischen Gegenstand namens »Antikythera« aufzuspüren, der auch Rad des Schicksals genannt wird. Manche vermuten, dass dieses Gerät den Lauf der Geschichte verändern kann, indem man in der Zeit zurückreist.

Jones besitzt seit langem einen Teil des zerbrochenen Rades, während der andere Teil verschollen ist. Obwohl der Archäologe nicht an die magischen Kräfte des Artefakts glaubt, sind nicht nur Helena, sondern auch ein Physiker (Mads Mikkelsen), der für die Nasa arbeitet und an der Apollo-Mission beteiligt ist, daran interessiert, es in ihren Besitz zu bringen. Dank der Eingangsszene des Films wissen wir, dass dieser Wissenschaftler eigentlich ein deutscher Nazi namens Jürgen Voller ist.

Denn »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« startet mit einem Flashback ins Jahr 1944 und zeigt einen Kampf von Jones gegen eine Gruppe deutscher Nationalsozialisten - darunter Voller - um eine wertvolle Lanze, die Hitler gerne hätte. Für diese Szenen wurde Ford mithilfe originaler alter Aufnahmen seines Gesichts digital verjüngt.

In der Flashback-Sequenz wird auch Deutsch gesprochen, unter anderem von Mikkelsen. Beim Dreh habe er sich manchmal scherzhaft hinter Mitgliedern des Teams versteckt und ihnen dann gruselige deutsche Sachen zugerufen, erzählte Waller-Bridge in Cannes.

Die britische Schauspielerin ist als Helena so furchtlos wie witzig. Sie sorgt nicht nur dafür, dass die Filmreihe etwas feministischer und moderner wirkt. Ihre Rolle ist auch für viel Humor im Film verantwortlich. Mal bezeichnet sie Jones als »alternden Grabräuber«, an anderer Stelle bescheinigt sie ihm, dass sein legendärer Fedora-Hut ihn mindestens zwei Jahre jünger mache.

Mit Fedora-Hut und Peitsche

Auch ihr Patenonkel spart, wie man es von ihm gewohnt ist, nicht an Sarkasmus. »Sie sind deutsch, sie müssen nicht versuchen, witzig zu sein«, scherzt er an einer Stelle.

Ansonsten bekommen Fans im fünften Teil wieder alles, wofür ihr Filmheld bekannt ist. Ausgestattet mit Fedora-Hut und Peitsche reist er um die Welt und knackt ein weiteres verzwicktes archäologisches Rätsel. Die Jagd nach dem Rad des Schicksals führt »Indy« und die anderen unter anderem nach Marokko und Sizilien. Der Film hält dabei einige starke Plot-Twists bereit.

War es das nun also für Fords Indiana Jones? Der US-Schauspieler beteuerte an verschiedener Stelle, dass die Filmreihe mit dem fünften Teil für ihn beendet sei. Und auch ob Disney das Franchise weiter ausbaut, ist ungewiss. »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« wäre zweifellos ein würdiger Abschluss für die wohl ikonischste Abenteuerfilmreihe aller Zeiten.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals, USA 2023, 154 Min., FSK ab 12, von James Mangold, ausführende Produzenten George Lucas und Steven Spielberg, mit Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Mads Mikkelsen, Thomas Kretschmann, Ethann Isidore, Antonio Banderas

© dpa-infocom, dpa:230622-99-144685/6