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Hamburger Benefizkonzert für die Kulturbranche

Über zwei Jahre stand das kulturelle Leben in Deutschland nahezu still. Beim Konzert »AllHandsOnDeck« haben nun zum dritten Mal Künstler zu Spenden für die Branche aufgerufen - und auch für die Ukraine.

Revolverheld
Die Band Revolverheld war bei der Spendenaktion mit dabei. Foto: Markus Scholz
Die Band Revolverheld war bei der Spendenaktion mit dabei.
Foto: Markus Scholz

Klassentreffen der Musikbranche: Zum dritten Mal haben am Donnerstag in Hamburg namhafte Künstler und Newcomer mit einem mehrstündigen Streaming-Konzert die Spendentrommel für die durch die Corona-Krise so gebeutelte Kulturbranche gerührt.

Ab dem Spätnachmittag traten unter anderem Revolverheld, Bosse und Alligatoah auf einer eigens dafür eingerichteten Bühne in Tim Mälzers Restaurant »Bullerei« auf, um so auf die finanziellen Sorgen von Kulturschaffenden im ganzen Land aufmerksam zu machen.

Die Auftritte beim Benefiz-Konzert »AllHandsOnDeck«, die kostenlos auf dem Livestream-Videoportal Twitch.tv übertragen wurden, waren für die meisten der Acts die ersten Live-Auftritte seit Pandemiebeginn. »Vor normalem Publikum, das nicht in Autos oder Strandkörben saß, haben wir über zwei Jahre nicht gespielt«, sagte Johannes Strate (42), Sänger von »Revolverheld«. Während seine Band noch gut durch die Pandemie gekommen sei, hätten vielerorts Künstler nicht gewusst, wie sie ihre Familien hätten ernähren sollen. »Deshalb ist es toll, dass diese Initiative jetzt schon zum dritten Mal stattfindet.«

Bei den beiden letzten Benefiz-Konzerten im Mai 2021 auf dem Hausboot der Künstler Olli Schulz und Fynn Kliemann und im Dezember 2021 in der Hamburger Barclays Arena konnten bereits mehr als 250 000 Euro gesammelt werden, die dann über Partnerinitiativen wie die Coronakünstlerhilfe an existenzgefährdete Musiker und Konzertmitarbeiter verteilt wurden. Ein Betrag, der - wie »AllHandsOnDeck«-Mitinitiatorin Salome Agyekum sagte - heute fast noch dringender benötigt werde als noch zu Beginn oder zu Hochzeiten der Pandemie.

»Trotz Lockerungen und sinkender Inzidenzen sind wir noch lange nicht über den Berg«, sagte sie. Ein großes Problem seien schlechte Ticketverkäufe, weil viele Fans mittlerweile den Glauben daran verloren hätten, dass Konzerte tatsächlich stattfinden könnten. »Zudem haben viele Veranstaltungshelfer wegen finanzieller Engpässe die Branche gewechselt, was jetzt unweigerlich zu personellen Engpässen führt. Die Infrastruktur liegt schlichtweg brach«, sagte Agyekum.

Durch den Konzert-Marathon führten wieder Moderator Steven Gätjen und Wincent Weiss, die dieses Mal durch die Musikerin Nessi und den Twitch-Star Jens »Knossi« Knossalla unterstützt wurden. Dieser sorgte auf der Bühne immer wieder für gute Stimmung, etwa als Initiator eines Mal-Wettbewerbs unter den Moderatoren, über dessen Ergebnis dann online abgestimmt werden konnte oder als Support-Act des Rappers »Afrob«, mit dem er gemeinsam auf der Bühne performte.

Neben der Künstlerhilfe stand in diesem Jahr angesichts des Krieges in der Ukraine auch humanitäre Hilfe auf der Agenda. Mit einem Teil der gesammelten Spenden soll deshalb die Initiative »Arthelps« unterstützt werden, die sich seit Jahren schon unter anderem in der Ostukraine engagiert und dort Räume für Kindern und Jugendliche schafft, in denen diese traumatische Erlebnisse durch Kunst und kreatives Arbeiten verarbeiten sollen. »Das passt perfekt zur Mission von «AllHandsOnDeck»: Dass wir in der Krise schnell und unbürokratisch anpacken und helfen«, sagte Mitinitiatorin Illy Korda.

© dpa-infocom, dpa:220408-99-841728/4