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Grand-Prix-Finale in Turin läuft

Der Eurovision Song Contest bringt einmal im Jahr Musikfans aus ganz Europa und Australien zusammen. Heute steht die bunte Party im Schatten des Ukraine-Krieges - ein klarer Favorit steht schon fest.

Eurovision Song Contest 2022 in Turin
Das Kalush Orchestra tritt beim ESC für die Ukraine an. Foto: Luca Bruno
Das Kalush Orchestra tritt beim ESC für die Ukraine an.
Foto: Luca Bruno

Im italienischen Turin hat das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) 2022 begonnen. Zu Beginn wurde der John-Lennon-Klassiker »Give Peace a Chance« (Gib dem Frieden eine Chance) angespielt.

1000 Musiker spielten und sangen den Song auf einem großen Platz in Turins Innenstadt. In der ESC-Halle klatschten und sangen die 7000 Zuschauer den Text dann in einem riesigen Chor.

Grand-Prix-Moderatorin Laura Pausini eröffnete danach auf der Bühne mit einer bunten Lichtshow und einem emotionalen Popsong auf Italienisch den internationalen Gesangswettbewerb.

Politischer denn je

Vertreter aus 25 Ländern sind beim Finale dabei. Die 66. Ausgabe des Grand-Prix wird in Turin ausgetragen, nachdem die italienische Band Måneskin im vergangenen Jahr in Rotterdam mit ihrem Rocklied »Zitti e buoni« den Sieg errang. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine überschattet in diesem Jahr den Musikwettbewerb - bei dem Politik eigentlich keinen Platz haben soll, so wie sich das die Organisatoren vor über 60 Jahren einmal ausdachten.

Bei den Buchmachern steht der ukrainische Beitrag »Stefania« des Kalush Orchestras seit Wochen als klarer Favorit auf Platz eins. Das Lied ist eine Mischung aus Rap und ukrainischer Volksmusik. Gewidmet hat es Frontmann Oleh Psjuk seiner Mutter. Die Band kündigte in sozialen Medien an, die Gewinner-Trophäe bei einem Sieg für wohltätige Zwecke versteigern zu wollen. Die sechs Musiker aus dem Westen der Ukraine dürften viele solidarische Stimmen des Publikums erhalten. Bereits am Dienstag qualifizierten sie sich im ersten Halbfinale - ihr Weiterkommen galt als recht sicher.

Buchmacher: Kaum Chancen für Deutschland

Deutschlands Vertreter Malik Harris wird als 13. im Anschluss an die Ukrainer auf der Bühne stehen und sein Lied »Rockstars« singen. Der Platz im Ablauf direkt nach dem Favoriten gilt als unvorteilhaft. Der 24-Jährige sah das gelassen. »Für mich ist der ESC überhaupt nicht so ein Wettbewerb«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn gehe es mehr darum, auf der Bühne zu spielen, als um die Platzierung.

Die Buchmacher rechnen seinem Popsong, in dem es um die Kindheit geht, als alle noch kleine »Rockstars« waren, kaum Chancen aus. Am Freitag lag er bei internationalen Wettanbietern auf dem letzten Platz. Im Vorjahr belegte Deutschland mit Jendrik und »I Don't Feel Hate« schon den vorletzten Platz. Schlechter schnitten damals nur die Briten ab, die in diesem Jahr mit Sam Ryder und »Space Man« zu den Kandidaten für die Top Fünf zählen.

Für die oberen Ränge werden auch die Beiträge aus Schweden (Cornelia Jakobs mit »Hold Me Closer«), Italien (Mahmood und Blanco mit »Brividi«) und Spanien (Chanel mit »SloMo«) gehandelt. In diesem Jahr bietet der ESC für Musikfans nicht nur knallige Bühnenshows und glitzernde Kostüme, sondern auch alles vom 80er-Technolied über einen Country-Song bis zu allen Arten von Popsongs und Balladen.

Zuschauer können mitstimmen

Am Ende entscheiden das Publikum und die Jury über die Platzierungen. Neben den Juroren können auch die Zuschauer zu Hause abstimmen. Sie dürfen nur nicht für ihr eigenes Land votieren. Das Erste überträgt den internationalen Gesangswettbewerb live ab 21.00 Uhr. Durch den Abend führt ein Moderatoren-Trio bestehend aus der italienischen Grammy-Gewinnerin und Sängerin Laura Pausini, dem britischen Sänger Mika (»Grace Kelly«) und Fernsehmoderator Alessandro Cattelan. Sie werden auch in der Show mit Tanz- und Musikeinlagen auftreten, ebenso wie Måneskin, die in einem Gastauftritt ihren neuen Song »Supermodel« spielen werden.

Für Pausini ist der ESC die erste Show als Moderatorin auf einer Bühne mit Publikum seit der Corona-Pandemie, wie sie am Freitag sagte. Sie wolle eine Botschaft des Friedens aussenden. »Vereinte Menschen bedeuten auch Frieden«, erklärte sie.

© dpa-infocom, dpa:220514-99-282327/3