München (dpa) - Am Dienstag (10.12., 22.00 Uhr) endet eine kleine Ära im Bayerischen Rundfunk: Nach nur vier Ausgaben tritt Thomas Gottschalk als »Literaturkaplan« schon wieder ab. Die letzte Ausgabe seiner Sendung »Gottschalk liest?« wird ausgestrahlt. Doch es geht mehr zu Ende an diesem Abend als eine von Kritikern höchstens als mittelmäßig unterhaltsam eingestufte Büchersendung.
Anfang der vergangenen Woche kündigte Gottschalk völlig überraschend an, dass er dem BR, wo er seine große Karriere einst begann, insgesamt bis auf weiteres den Rücken kehren wolle. Seine regelmäßige Radioshow auf Bayern 1, die er immer wieder als Herzensprojekt bezeichnete, ist schon seit Sonntag davor Geschichte.
Zur letzten Ausgabe seiner Büchershow empfängt Gottschalk nun im oberbayerischen Kolbermoor den Kabarettisten Gerhard Polt, die Schriftstellerin Jackie Thomae und den Erfolgsautor Jan Weiler, der sich - wie Gottschalk selbst in seiner zweiten Biografie - in seinem jüngsten Buch »Kühn hat Hunger« mit der Angst des alten, weißen Mannes auseinandersetzt. »Wir sind in der Alten Spinnerei, weil wir lange gesucht haben, wo können wir den alten Spinner noch auftreten lassen« - so begrüßt Gottschalk sein Publikum zu seiner letzten Sendung, die schon vor einiger Zeit aufgezeichnet wurde und vorab schon in der ARD-Mediathek zu sehen war. Dass sein Abschied vom »Gottschalk liest?«-Publikum ein endgültiger ist, sagt er zum Schluss noch nicht. Er bedankt sich bei seinen Gästen, dem Pubikum - sagt »herzlichen Dank« und »schön, dass Ihr da wart«. Und das war's dann auch schon mit »Gottschalk liest?«.
Dabei hatte Gottschalk selbst die Literatursendung bei ihrem Start im Frühjahr als so etwas wie seine letzte Chance bezeichnet. Sein Glück sei es, sagte er damals, »dass ich in einer Phase meiner Karriere bin, in der ich nichts mehr zu verlieren habe«. Und eine Literatursendung sei da doch die bessere berufliche Perspektive - »bevor es eine weitere Folge der «Rosenheim-Cops» wird«.
Als »Literaturkaplan« war er angetreten - im Gegensatz zu dem von ihm verehrten »Literaturpapst« und Freund Marcel Reich-Ranicki (1920-2013). »Durch die Gesamtverblödung meiner Umgebung bin ich plötzlich in die intellektuelle Ecke gedrängt worden«, stellte Gottschalk fest - und plauderte zum Auftakt mit Autoren wie Sarah Kuttner und Ferdinand von Schirach.
Kritiker warfen ihm vor allem nach dieser ersten Sendung vor, schlecht vorbereitet gewesen zu sein und sich selbst zu sehr in den Mittelpunkt gestellt zu haben. Um die folgenden beiden Episoden wurde es dann eher ruhig - womöglich auch, weil kaum jemand sie angeschaut hat.
Nach BR-Angaben wollten nur noch 73 000 Menschen in Bayern und 125 000 in Deutschland die zweite Folge im Juni sehen. Trotzdem hatte der Sender im August noch bekannt gegeben, 2020 weitermachen zu wollen mit Gottschalk und den Büchern. Bei der ersten Ausgabe im März hatten deutschlandweit noch 470 000 Zuschauer eingeschaltet, 290 000 davon in Bayern.
Dafür hatte Gottschalk allerdings unfreiwillig ziemlich die Werbetrommel gerührt. Kurz vor der Ausstrahlung im März waren die Trennung von seiner langjährigen Ehefrau Thea und seine Beziehung zu seiner neuen Lebensgefährtin Karina Mroß bekannt geworden.
Und die könnte jetzt auch der Grund dafür sein, dass er dem Bayerischen Rundfunk den Rücken kehrt. Denn die Gesundheit, die er zunächst angab, ist es wohl nicht. Das sei nur eine Ausrede gewesen. »Ich habe dummes Zeug erzählt. Ich musste meinen Abschied beim BR ja in irgendeiner Form begründen«, sagte er in der ARD-Talkshow »Maischberger - Die Woche«.
Vielmehr hat er schlicht andere Pläne, die er aber noch nicht offen legen will. »Ich höre in München auf und fange woanders wieder an.« Nach der Trennung von seiner langjährigen Ehefrau Thea lebt der ehemalige »Wetten, dass..?«-Moderator inzwischen seit einiger Zeit mit Mroß in Baden-Baden. »Nun haben sich meine Lebensumstände geändert, also ändere ich auch meine Pläne.«