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Erste ESC-Gewinnerin Lys Assia gestorben

Mit fast 90 wollte es die einstige Schlagerdiva Lys Assia noch einmal wissen.

Lys Assia
Lys Assia ist tot. Foto: Henning Kaiser
Lys Assia ist tot. Foto: Henning Kaiser

Zürich. Die Schweizerin, die den ersten Eurovision Song Contest 1956 gewonnen hatte, bewarb sich vor ein paar Jahren wieder um die Teilnahme, unter anderem mit einer Rapper-Boy-Group, deren Mitglieder ihre Urenkel hätten sein können.

Mit Sprüchen wie »Hello, how is the flow?« - etwa: na, was läuft so? - gab sie im gemeinsamen Musikvideo die coole Oma. »Nicht alle unsere Träume werden wahr«, sang sie mit den fünf afrikanischstämmigen Jungs der Gruppe New Jack aus Bern - und scheiterte bei der Vorauswahl. »Mir genügt es schon, wieder ein wenig dabei zu sein und Eurovisions-Luft zu spüren, das ist wunderschön«, sagte sie damals. Am Samstag starb sie in Zürich im Alter von 94 Jahren.

»Lys hat sich bis zuletzt wie ein Weltstar gegeben«, sagte tieftraurig ihr langjähriger Weggefährte, Jean Eichenberger, der Deutschen Presse-Agentur. Er habe vergangene Woche noch mit Assia telefoniert und ihren Dackel Cindy in Obhut genommen. »Ich fühle, dass ich gehen muss«, habe sie zuletzt öfter gesagt.

Mit dem Operettenhit »O mein Papa« landete Assia, mit bürgerlichen Namen Rosa Mina Schärer, 1950 ihren ersten Hit. Den Sieg beim ersten Song Contest, der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß, schaffte sie 1956 mit dem Lied »Refrain«. Dabei setzte sich die charmante Schweizerin im Teatro-Kursaal von Lugano unter anderem gegen den markigen Freddy Quinn (»Heimweh«) durch.

Nach ihrer ersten Ehe - der Mann starb nach neun Monaten - war sie 1958 auf einem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt. Bis 1964 brachte Assia aber noch mehrere Platten heraus, die es teils in die Hitparaden schafften. Die letzte deutsche Platzierung erreichte sie 1962 mit »Sterne von Syrakus«.

Eine lange Karrierepause folgte auf die Hochzeit mit dem dänischen Multimillionär Oscar Pedersen. »Sie rief mich damals an und sagte, ich habe drei Männer, die mich heiraten wollen, welchen soll ich nehmen?«, erzählte Eichenberger. »Ich habe ihr gesagt: nimm den reichsten.« Assia zog in die Heimat ihres Ehemanns. Bis er 1995 bei einem Unfall starb, betrieb sie mit ihm Hotels in Europa, Japan und Südamerika.

»Ich hatte tolle Männer«, sagte sie im März 2014 der Schweizer Zeitung »Blick«. »Wir vertrauten uns, wenn wir getrennt waren. Und wenn wir zusammen waren, komplimentierten sie mich. Jede Frau hört es gerne, wenn sie für ihre Schönheit und ihr Wissen gelobt wird.«

Zum zweiten Mal Witwe, ließ sich die Musikerin zunächst in Südfrankreich nieder. Aber das Showgeschäft reizte sie so sehr, dass sie auf die Bühne zurückkehrte. Bei Konzerten - unter anderem 2002 in Hamburg und Bremen - wurde sie gefeiert. Bis 2008 folgten noch drei Alben mit neuen Liedern und Neueinspielungen ihrer Oldies sowie Coverversionen - darunter Lale Andersens »Ein Schiff wird kommen«.

Assia hatte eine Tochter aus der ersten Ehe, wie Eichenberger sagt. Die beiden waren aber nicht sehr eng. Die Tochter lebt nach seinen Angaben teils in Griechenland, teils in Zürich. Lys Assia sprach wenig über ihr Privatleben. »Sie wollte nie, dass jemand mitbekam, wenn es ihr nicht so gut ging«, sagte Eichenberger. Sie habe sich immer nur von ihrer besten Seite zeigen wollen.

Ende 2017 besuchten Reporter der Boulevardzeitung »Blick« sie. »Das Leben ist zu kurz, um es mit unwichtigen Dingen zu verbringen«, gab sie als Lebensweisheit zum Besten. »Leider merkt man das aber meist erst im Nachhinein. Mein Leben war sehr glücklich. Wir sollten nie neidisch sein auf das Glück des anderen.«

Angst vor dem Tod hatte Assia nicht, wie sie an ihrem 90. Geburtstag sagte. »Ich habe genügend Beweise für die Existenz von Gott. Wenn ich ihn um etwas gebeten habe, wurde ich eigentlich nie enttäuscht.« (dpa)

Lys Assia mit »O mein Papa«

Lys Assia mit New Jack