Die Schwedische Akademie nannte ihn bei der Literaturnobelpreis-Vergabe 2016 eine »kulturelle Ikone«. Nun gibt es ein neues Werk über den 82-jährigen Bob Dylan. »Mixing Up The Medicine« ist mehr als ein Buch, es ist ebenso Museum wie Reise durch die Geschichte der Musik, die Dylan macht und die er beeinflusst.
Der Titel - eine Zeile aus »Subterranean Homesick Blues« - verrät, was sich auf den über 600 Seiten versteckt. Es ist eine nach Schaffungsphasen aufgeteilte Mischung aus der Medizin, die Dylans Musik und Persönlichkeit für Millionen und Generationen ist. Es gibt Gemälde von Dylan, Bilder von seiner Kindheit bis heute, Anekdoten, Erinnerungen, Abbildungen von Lyrics, auf der Schreibmaschine getippt und mit handschriftlichen Notizen versehen.
Dylans Playlist
Da sind Telegramme, Briefe von Andy Warhols Assistenten oder vom Fernsehmoderator Ed Sullivan und Tausenden von Fans. Dazu das, was wir heute Playlists nennen, notiert lange bevor es Spotify und iTunes gab, in einem unscheinbaren Notizbuch von 1964 - mit Songs von den Beach Boys und Dusty Springfield bis zu den Isley Bros. Zu sehen ist die Lederjacke, die Dylan trug, als er zum ersten Mal »elektrisch« spielte.
Es gibt Bilder von Fotografen wie Richard Avedon und Annie Leibovitz, Essays von Wegbegleitern, Autoren und Künstlern, die sich aus der riesigen Sammlung im Bob-Dylan-Center in Tulsa, Oklahoma, Dinge aussuchen durften, um darüber zu schreiben. Dazu Interview-Ausschnitte und unzählige Hintergründe zu Songs - zu berühmten wie »Mr. Tambourine Man«, aber auch den weniger bekannten, nicht minder bewegenden.
Martin Luther King und Johnny Cash
Dass Bob Dylan erst eine Brieffreundschaft mit Johnny Cash unterhielt, dann 50 Jahre mit ihm in engem Kontakt stand, ist genauso dokumentiert wie Dylans Erinnerungen an den Marsch auf Washington am 28. August 1963. Musik war ein wichtiger Teil der Bürgerrechtsbewegung damals.
Zusammen mit Joan Baez sang er »When The Ship Comes In« und »Only a Pawn in Their Game«. Und er spürte, wie historisch der Tag war: Er war hautnah dabei, als Martin Luther King Jr. seine berühmte »I have a dream«-Rede hielt, was Dylan bis heute zutiefst berührt.
In dem neuen Buch gibt es unter anderem Geschichten über John Lennon und die Beatles, John Hammond, Patti Smith, Eric Clapton, Allen Ginsberg und Tom Petty. David Bowie und Jimi Hendrix kommen genauso vor wie die Black Panther Party, Live Aid und mehrere US-Präsidenten: Auf sechs Register-Seiten reihen sich hinten im Buch hunderte prominente Namen aneinander.
»Mixing Up The Medicine« ist auch etwas für Leute, die keine eingefleischten Dylan-Fans sind, aber Musik lieben - denn: Er hat alle beeinflusst. Der Literaturnobelpreisträger ist der Pate der großen Songwriter, der musikalischen Lyriker, von Mark Knopfler bis Bono, von Van Morrison bis Françoise Hardy, von Bruce Springsteen bis Stevie Wonder, und zahllosen anderen.
Wenn es Bücher auf Rezept gäbe, dieses müsste verpflichtend verschrieben werden.
Bob Dylan: Mixing Up The Medicine. Herausgegeben von Mark Davidson, Parker Fishel. Droemer, Hardcover, 608 Seiten, 98,00 Euro, ISBN: 978-3-426-27915-1
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