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Duden: Gedruckte Wörterbücher keine Auslaufmodelle

Gesuchtes Wort eingeben, »Enter« drücken, fertig. Im Internet kann man gratis und schnell Schreibweisen nachschauen. Jetzt kommt ein neuer Rechtschreib-Duden in den Handel.

Der neue Duden
Für die neue Auflage des Duden wurden 3000 neue Wörter aufgenommen. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Für die neue Auflage des Duden wurden 3000 neue Wörter aufgenommen. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

BERLIN. Gedruckte Wörterbücher finden aus Verlagssicht auch heutzutage noch Käufer. »Seit ich in der Dudenredaktion arbeite, was 22 Jahre sind, heißt es, gedruckte Wörterbücher gehen nicht mehr«, sagte Redaktionsleiterin Kathrin Kunkel-Razum der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Das sei zum Glück aber nicht der Fall. »Ganz im Gegenteil.« Mit den Vorbestellungen für die 28. Auflage des Rechtschreib-Dudens, die an diesem Mittwoch erscheint, sei man sehr zufrieden. Vielleicht wollten die Menschen gerade in den derzeitigen Krisenzeiten wieder »so einen Anker haben«, vermutet Kunkel-Razum.

Zur Auflagenentwicklung in Zeiten der Digitalisierung äußert sich der Verlag zwar nicht im Detail. Laut Verlagsvorschau wurden 650.000 Exemplare der vergangenen 27. Auflage von 2017 verkauft, es sei ein »Umsatzgarant«. »Wir hoffen auf einen ähnlich erfolgreichen Verkauf wie bei letzten Mal«, so Kunkel-Razum. Für die neue Auflage wurden 3000 neue Wörter zu Entwicklungen im Deutschen aus den vergangenen Jahren aufgenommen und 300 gestrichen.

Neu auf den knapp 1300 Seiten sind unter anderem zu finden: die durch das neue Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19, die Klimaschutzbewegung Fridays for Future und die im Zuge der Dieselaffäre diskutierte Schummelsoftware. Auch sonstige Neuheiten sind berücksichtigt: Elektroscooter, Plug-in-Hybrid und Uploadfilter etwa, aber auch Bartöl, Tiny House und Faszienrolle. Gestrichen wurden zum Beispiel Kammerjunker und -jungfer, Fernsprechanschluss und Kabelnachricht. Bei den Entscheidungen richtet sich die Redaktion unter anderem nach der Häufigkeit des Vorkommens.

Zahlen belegen die große Rolle, die das digitale Nachschlagen inzwischen spielt: 12 Millionen Nutzer greifen demnach pro Monat im Durchschnitt auf die Duden-Webseite zu. Das Angebot rechne sich, man sei aber extrem von Werbung abhängig, so Kunkel-Razum. Online könnten Entwicklungen oder Debatten wie zuletzt über Rassismus im Vergleich zum gedruckten Buch auch schneller berücksichtigt werden.

»Das Wort People of Color [kurz PoC, Personen, die Rassismus ausgesetzt sind] haben wir auf Duden online, aber noch nicht im Rechtschreib-Duden. Das kam gerade, als wir fertig waren - leider«, sagte Kunkel-Razum. Rassismussensible Sprache sei inzwischen ein »Dauerthema«, zu dem es viele Leserzuschriften gebe. Das betreffe etwa Bedeutungswörterbücher. Statt der manchmal geforderten Streichungen vertrete sie die Linie, die Problematik bestimmter Begriffe etwa durch Info-Kästen zu erläutern, sagte Kunkel-Razum. Mit Streichungen würden Probleme nicht gelöst. (dpa)