Die deutsche Regisseurin Tamara Denić und ihr Team sowie der Berliner Filmkomponist Sascha Blank sind bei den diesjährigen Studenten-Oscars zusammen mit Nachwuchstalenten aus aller Welt ausgezeichnet worden. Am Dienstagabend (Ortszeit) wurden die Trophäen im Rahmen der 50. Student Academy Awards in Beverly Hills vergeben.
Die in Berlin lebende Regisseurin Denić (31) holte mit dem Kurzfilm »Istina« (Wahrheit), ihrem Abschlussfilm an der Hamburg Media School, in der Sparte »Narrative/Erzählung« den Oscar in Bronze. Der Preis in Gold ging an den österreichischen Beitrag »Invisible Border« des Regisseurs Mark Gerstorfer, der sein Regiestudium an der Wiener Filmakademie in der Meisterklasse von Michael Haneke absolviert hat. Silber ging an den Kurzfilm »Revisited« aus Norwegen.
Anfeindungen und Gewalt
»Istina« dreht sich um eine Fotojournalistin, die in Belgrad von rechtsextremen Gruppierungen bedroht wird. Daraufhin flieht sie mit ihrer kleinen Tochter nach Deutschland, doch auch dort erlebt sie bei ihrem Einsatz auf Demonstrationen in Hamburg Anfeindungen und Gewalt. Zum Team von Denić gehören außerdem Christian Siée (Produzent), David M. Lorenz (Drehbuch) sowie André Stahlmann (Bildgestaltung).
In ihrer Dankesrede auf der Oscar-Bühne sagte Denić, sie wolle den Preis »all den mutigen Journalisten weltweit, die täglich ihr Leben für die Pressefreiheit und Redefreiheit riskieren«, widmen.
Synthesizer und peruanische Instrumente
Blank (36) hatte für den Dokumentarfilm »Wings of Dust« von Regisseur Giorgio Ghiotto von der New York University die Musik komponiert. Dieser Film gewann den Doku-Studenten-Oscar in Gold. »Wings of Dust« erzählt von Vidal Merma, einem indigenen Journalisten und Aktivisten aus Peru, der in seiner Heimat gegen die Vergiftung des Andenhochlands durch den Kupferbergbau kämpft. Blank hatte in seinem Berliner Studio mit Synthesizer und peruanischen Instrumenten die Musik geschaffen.
»Das ist unglaublich großartig und wir freuen uns mega, dass Vidals wichtige Story nun weiter in die Welt getragen wird«, sagte Blank nach der Preisverleihung der dpa. »Wir sind alle noch auf Wolke sieben und können es gar nicht richtig fassen.« Dem Team war es gelungen, ein Visum für Merma zur Reise nach Hollywood zu beschaffen. Regisseur Ghiotto hatte auf der Bühne Blank als einen »unglaublichen« Komponisten gewürdigt, der dem Film mit viel Einfühlungsvermögen eine Stimme gegeben habe.
In diesem Jahr waren 2443 Beiträge von 720 Studieneinrichtungen eingegangen. Am Ende wurden zehn Filme in den Sparten Animation, Dokumentation, Erzählung und Alternative/Experimental ausgezeichnet. Mitte September waren die Preisträger schon benannt worden, doch erst bei der Zeremonie am Dienstag wurde die Reihenfolge der Oscars - Gold, Silber oder Bronze - bekannt.
»Das ist ja eigentlich die größte Anerkennung, die man als Studierender bekommen kann«, sagte Denić der dpa. Sie hätten im Rahmen des Oscar-Programms so viele talentierte Filmemacher aus aller Welt kennengelernt. Für ihre Karriere in Deutschland sei der Preis bestimmt wertvoll, »aber hoffentlich auch hier - ich würde mir auch wünschen, hier in den USA mal arbeiten zu können«, sagt Denić.
Nun winkt auch noch die Oscar-Gala im kommenden März. Alle Studenten-Preisträger können dafür ihren Film in den Kurzfilm-Sparten einreichen. Seit 1972 ehrt die Oscar-Akademie junge Talente von Filmhochschulen. Der Studenten-Oscar hat sich als Sprungbrett für eine Hollywood-Karriere bewährt. Regisseure wie Spike Lee, Robert Zemeckis oder Cary Fukunaga waren frühere Preisträger.
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