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Das grafische Werk von Neo Rauch in Aschersleben

Aschersleben ist der Ort seiner Kindheit - Neo Rauch fühlt sich der kleinen Stadt weiter tief verbunden. Dort zeigt er einen Teil seines Werkes, das neben seiner international beachteten Malerei entsteht.

Neo Rauch
Der Maler und Grafiker Neo Rauch vor Eröffnung der Ausstellung »Neo Rauch - Der Bestand Druckgrafik seit 1988« in Aschersleben. Foto: Matthias Bein
Der Maler und Grafiker Neo Rauch vor Eröffnung der Ausstellung »Neo Rauch - Der Bestand Druckgrafik seit 1988« in Aschersleben.
Foto: Matthias Bein

Der Leipziger Maler Neo Rauch ist mit seinen Gemälden international präsent - seine Grafiken aber haben ein Zuhause im kleinen Aschersleben.

In der Nähe des Harzes, wo Rauch bei seinen Großeltern aufwuchs, gründete er vor zehn Jahren mit der Stadt die Grafikstiftung Neo Rauch. Der heute 62-Jährige gibt jeweils ein Exemplar seiner grafischen Editionen als Geschenk. Nun zeigt die Grafikstiftung seit Mittwoch unter dem Titel »Neo Rauch. Der Bestand Druckgrafik seit 1988« erstmals alle druckgrafischen Arbeiten des Künstlers.

Ein Maurer baut Luftschlösser

Es sind rund 150 Lithographien Radierungen und Siebdrucke aus dem Konvolut der Stiftung, Neuankäufe, Leihgaben sowie bisher selten gezeigte Blätter der frühen Jahre. »Ich bin eigentlich auch kein Grafiker, ich bin Maler. Und das was Sie hier sehen, das ist Beiwerk, etwas, was neben den großen Leinwänden entsteht«, sagte Rauch am Mittwoch in Aschersleben.

Es seien alle Schubladen aufgezogen worden, um die Werke zusammenzuholen, sagte Rauch. Aber auch ganz neue Grafiken finden sich in der Ausstellung. »Seit einigen Monaten spukt ein Maurer durch mein Werk, ein Maurergeselle, weiß gekleidet mit seiner Kelle ausgestattet und der baut offenbar Luftschlösser.« Er habe keine Basis und müsse auf Kugeln balancieren, die irgendwo im Nichts schwebten.

Neo Rauch deutet die Figur so: »Es hat wohl etwas zu tun mit dem Akteur im freien Raum, als den ich mich auch begreife als Maler. Ich erschaffe ja auch Luftschlösser vor mir und muss zusehen, dass ich sie irgendwie in der Balance halte und das Ganze auf unsicherem Grund. Und zugleich scheint es mir eine Metapher zu sein für unsere Existenz schlechthin, gerade im Moment.«

Das Beste kommt noch

Die Ausstellung schlägt den Bogen von den frühen Blättern aus den Jahren 1988 bis 1993, die zum Teil an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig entstanden, über Entwürfe für Plakate, Illustrationen, Buchumschläge und Neujahrsblätter.

Vor zehn Jahren hatte Neo Rauch in Aschersleben gesagt: »Ich befinde mich noch im spätpubertären Stadium meines künstlerischen Schaffens. Das Beste kommt noch.« Am Mittwoch dazu befragt, sagte der 62-Jährige: »Ich möchte nicht behaupten, erwachsen geworden zu sein in diesen zehn Jahren.« Und: »Das Renteneintrittsalter ist ja hier nicht klar bestimmbar, also der Moment, in dem man die Anglerweste anzieht und nichts mehr tut von dem, was bisher von Belang war. Also, das Beste kommt wahrscheinlich immer noch. Ich gehe davon aus.«

Die Ausstellung in der Grafikstiftung Neo Rauch Aschersleben soll bis zum 28. April 2024 zu sehen sein. Seit dem Beginn der ersten Ausstellung 2012 sind laut der Stiftung 49 500 Besucherinnen und Besucher gekommen. Unter anderem hingen Neo Rauchs Werke neben denen seiner Frau Rosa Loy und denen seines früh verstorbenen Vaters Hanno Rauch.

© dpa-infocom, dpa:220601-99-509600/5