Der Autor Daniel Kehlmann wird im Herbst die Laudatio auf den diesjährigen Friedenspreisträger Salman Rushdie halten. Das teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt mit. Die beiden Schriftsteller gelten seit vielen Jahren als eng befreundet. Der 76 Jahre alte Rushdie, der im vergangenen Sommer bei einem Attentat schwer verletzt wurde, bekommt die Auszeichnung am 22. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Geehrt werde der in Indien geborene Autor »für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert«, hatte der Stiftungsrat seine Entscheidung im Juni begründet. Seit seinem 1981 erschienenen Meisterwerk »Mitternachtskinder« beeindrucke Rushdie durch seine Deutungen von Migration und globaler Politik. In seinen Romanen und Sachbüchern verbinde er erzählerische Weitsicht mit stetiger literarischer Innovation, Humor und Weisheit, hieß es weiter. »Dabei beschreibt er die Wucht, mit der Gewaltregime ganze Gesellschaften zerstören, aber auch die Unzerstörbarkeit des Widerstandsgeistes Einzelner.«
Rushdie war während eines Vortrags im vergangenen Sommer in den USA mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Er ist seitdem auf einem Auge blind. Der Angriff kam mehr als 30 Jahre, nachdem der frühere Revolutionsführer im Iran, Ayatollah Chomeini, wegen Rushdies Roman »Die satanischen Verse« 1989 per Fatwa zur Ermordung des Autors aufgerufen hatte.
Bestsellerautor Kehlmann (»Die Vermessung der Welt«) hatte die Entscheidung des Stiftungsrats auch als »Zeichen der Solidarität« bezeichnet. »Wenn man so lebt, dass das Leben bedroht ist, dann ist das keine leere Geste, dann heißt das etwas. Und alles, was den Umstand hervorhebt, dass er ein wirklich ganz großer Schriftsteller ist, ein richtungsweisender Schriftsteller seiner Generation und unserer Zeit, das ist auch ganz wichtig«, sagte der 48-Jährige im Juni in der 3sat-Sendung »Kulturzeit«.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen, vergibt den mit 25 000 Euro dotierten Preis seit 1950. Gewürdigt werden damit Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Die Ehrung wird traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse überreicht. Im vergangenen Jahr wurde der ukrainische Autor Serhij Zhadan ausgezeichnet.
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