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Daniel Barenboim: Ich bin glücklich in Deutschland

Der Star-Dirigent gibt am Montag zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz ein Gedenkkonzert in Berlin, bei dem auch Politiker-Prominenz erwartet wird.

Daniel Barenboim
Der Dirigent Daniel Barenboim hat sich trotz der deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus ganz bewusst für ein Leben in Deutschland entschieden. Foto: Thomas Banneyer/dpa
Der Dirigent Daniel Barenboim hat sich trotz der deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus ganz bewusst für ein Leben in Deutschland entschieden. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Berlin (dpa) - Der argentinisch-israelische Pianist und Dirigent Daniel Barenboim (77) hat sich trotz der deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus ganz bewusst für ein Leben in Deutschland entschieden.

Vor dem Umzug habe er oft in Deutschland gespielt, darunter auch 18 Jahre in Bayreuth, sagte der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. »Als mir später angeboten wurde, Generalmusikdirektor der Staatsoper und Chefdirigent der Staatskapelle Berlin zu werden, habe ich lange überlegt und mich entschieden, nicht nur hier zu dirigieren, sondern meine Familie nach Berlin zu bringen.«

Barenboim dirigiert am Montag (27. Januar) ein Gedenkkonzert zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erwartet werden.

Noch 1954, neun Jahre nach dem Ende der NS-Zeit, habe sein Vater ihm als Elfjährigen einen Auftritt in Deutschland verweigert. Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Wilhelm Furtwängler, habe ihn davor zu einem Konzert nach Berlin eingeladen. Für eine jüdische Famlie sei es damals zu früh gewesen, Deutschland zu besuchen, sagte Barenboim. Furtwängler habe dafür Verständnis gezeigt und ihn an alle Dirigenten weiterempfohlen, die während der Salzburger Festspiele damals in der Stadt zu Gast waren.

Barenboim übernahm dann 1992 die künstlerische Leitung der Staatsoper. »Ich bin seitdem sehr glücklich gewesen, ich habe hier eine sehr gute Lebensqualität. Meine Kinder, meine Enkelkinder sind hier.« Der aufkommende Antisemitismus bereite ihm aber Sorge. Wachsender Antisemitismus sei zwar weltweit zu beobachten, »aber in Deutschland ist es ein besonders sensibler Punkt«. Das Argument, Deutschland habe sich schon genug mit dem Nationalsozialismus beschäftigt, stimme nicht. Deutschland könne vielmehr stolz sein, wie es mit seiner Vergangenheit umgegangen sei.

Auf dem Programm des Gedenkkonzerts stehen Arnold Schönbergs »Ein Überlebender aus Warschau« mit Thomas Quasthoff in der Sprecherrolle und Beethovens Sinfonie Nr. 3 (»Eroica«). Beethoven, sagte Barenboim, bleibe trotz des Missbrauchs durch die Nazis, ein Symbol für das Beste der deutschen Kultur.

Gedenkkonzert