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Country-Ikone Kenny Rogers gestorben

Mit mehr als 120 Millionen verkauften Alben gehört Kenny Rogers zu den erfolgreichsten US-Popmusikern. Selbst Countrymusik-Hasser gerieten bei Welthits wie »The Gambler« oder »Islands In The Stream« ins Schwärmen. Nun ist der Charmeur mit 81 Jahren gestorben.

New York/Berlin (dpa) - In einem seiner berühmtesten Songs erklärte Kenny Rogers die Welt in Zocker-Bildern: »Man muss wissen, wann man die Karten besser auf der Hand hält, wann man passt, wann man weggeht - und wann man rennt«, sang der Country-Barde mit dem weißen Bart und der rauchigen Stimme in seinem Welthit »The Gambler«, der von so viel mehr als nur einem Kartenspieler im Zug handelt.

Nun hat dieser große Sänger die Karten aus der Hand gelegt: Rogers starb am Freitagabend mit 81 Jahren zuhause in Sandy Springs im US-Bundesstaat Georgia.

»The Gambler« geht dann so weiter: »Jeder Spieler weiß, dass das Geheimnis des Überlebens darin liegt, zu wissen, was man ablegen muss und was man behalten muss. Denn jede Hand kann gewinnen und jede Hand kann verlieren. Und das beste, worauf man hoffen kann, ist im Schlaf zu sterben.«

Der dreifache Grammy-Gewinner, einer der über alle politischen Lager hinweg populärsten US-Musiker, ging tatsächlich friedlich - umgeben von seinen Liebsten und eines natürlichen Todes, wie Rogers' Familie am Samstag auf Twitter mitteilte.

Die Karriere des Sängers von Hits wie »Love Or Something Like It«, »We've Got Tonight«, »The Gambler« oder »Lucille« umfasste sechs Jahrzehnte, in denen er »eine unauslöschliche Spur in der Geschichte der amerikanischen Musik hinterlassen« habe, wie die Familie schrieb. In einer vor allem in den Vereinigten Staaten hocherfolgreichen Laufbahn, die ihn mit Ikonen wie Dolly Parton (»Islands In The Stream«, »You Can't Make Old Friends«) oder Willie Nelson (»Blue Skies«) zusammenführte, verkaufte der Musiker nach Branchenangaben über 120 Millionen Alben.

Seine mehrfache Gesangspartnerin, die Country-Legende Parton (74), verabschiedete sich mit einer berührenden Twitter-Botschaft: »Man weiß nie, wie sehr man jemanden liebt, bis sie nicht mehr da sind. Ich hatte so viele wundervolle Jahre und wundervolle Zeiten mit meinem Freund Kenny. Aber über all die Musik und den Erfolg hinaus liebte ich ihn als wundervollen Menschen und echten Freund.«

Im Oktober 2017 hatte sich Rogers mit einem furiosen Konzertfinale an der Seite von Kollegen wie Parton und Lionel Richie verabschiedet. »Man wartet nicht mit dem Ruhestand, bis die Menschen einen vergessen haben«, sagte der vierfache Vater, der fünfmal verheiratet war, dem Musikmagazin »Rolling Stone«. »Ich habe alles erreicht, was ich je erreichen wollte - es gibt nichts mehr, wonach ich streben könnte.«

Seine erste Single »That Crazy Feeling/We’ll Always Have Each Other« hatte Rogers laut »Rolling Stone« bereits 1957 veröffentlicht, damals noch als Kenneth Rogers. 2013 wurde er schließlich in die »Country Music Hall of Fame« aufgenommen. Grammys erhielt er für seine Hits und Performances 1977, 1979 und 1987. Hinzu kamen 19 Nominierungen für den weltweit wichtigsten Musikpreis.

Der 1938 im texanischen Houston als viertes von acht Kindern geborene Rogers konnte nicht nur Country, auch wenn er in die US-Ruhmeshalle dieser Musikrichtung aufgenommen wurde. Zwischendurch spielte er Jazz, Rock, Pop und Folk, schrieb Bücher, arbeitete als Schauspieler, Fotograf - und spielte sogar mal professionell Tennis. Seine kommerziell erfolgreiche Mixtur beschreibt das Internetlexikon »Allmusic« so: »well-done, middle-of-the-road songs featuring a country flavor«, also gut gemachte, eingängige Lieder mit Country-Flair.

Kenneth »Kenny« Rogers kehrte immer wieder zu dieser so typisch amerikanischen Musik zurück - schließlich habe dazu einst schon seine Mutter gebügelt, wie er mal sagte. Obwohl er kein »Country-Rebell« war wie Willie Nelson oder Waylon Jennings, so beschwor er doch - anders als viele Kollegen - in seinen Songs nicht ausschließlich die konservative heile Welt, sondern nahm sich auch brisante Themen vor: Rassismus (»Reuben James«), Vergewaltigung (»Coward Of The County«) oder das Leid der Kriegsveteranen (»Ruby Don't Take Your Love To Town«).

»Ich habe immer nach zwei Arten von Songs gesucht: Balladen, die alles enthalten, was Männer sagen und Frauen hören wollen - und gesellschaftlich wichtige Songs«, betonte der als Charmeur und Grandseigneur auftretende Sänger. Trotz seiner großen Karriere wirkte Rogers nicht abgehoben - und das kam bei vielen Menschen an.

Der Grund sei ein Konzert der afroamerikanischen Musiklegende Ray Charles gewesen, bei dem er mit zwölf Jahren die lachenden und klatschenden Zuschauer beobachtet habe, erzählte Rogers. »Seitdem war es einfach nie wichtig für mich, dass die Menschen meine Show verlassen und sagen: 'Er ist der beste Sänger aller Zeiten.' Aber es war mir wichtig, dass sie sagen: 'Ich habe die Show genossen.'«

Die Rogers-Familie plane zunächst nur »eine kleine private Abschiedsfeier« in diesen Zeiten der Sorge wegen der Coronavirus-Krise, hieß es auf Twitter. Später werde man »Kennys Leben dann öffentlich feiern, mit seinen Freunden und Fans«.

Die Todesnachricht wurde in den sozialen Netzwerken am Samstag umgehend voller Trauer kommentiert. So schrieb Popsänger Richard Marx: »Er tat so viel für mich als jungen Songwriter, und wir blieben Freunde für mehr als 30 Jahre.« Der britische TV-Moderator Piers Morgan betonte: »Einer der größten Countrymusik-Stars aller Zeiten und ein absolut charmanter Mann.« Die Sängerin LeAnn Rimes Cibrian erklärte: »Du bist und wirst immer eine echte Legende sein.« Und Country-Kollege Charlie Daniels (»The Devil Went Down To Georgia«) twitterte: »Danke, Kenny Rogers, dass du so lange ein Teil unserer Leben warst. Ruhe in Frieden, Gambler.«

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