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»Book Club – Ein neues Kapitel«: Brautalarm statt Bücher

Jane Fonda, viel Spaß und Quatsch à la »Hangover«: Die Fortsetzung einer gut besetzten US-Komödie von 2018 unterhält, selbst wenn hie und da das Empfinden für Originalität verletzt wird.

»Book Club - Ein neues Kapitel«
Diane Keaton (v.l.n.r.) als Diane, Jane Fonda als Vivian, Candice Bergen als Sharon und Mary Steenburgen als Carol in einer Szene des Films »Book Club - Ein neues Kapitel«. Foto: Riccardo Ghilardi
Diane Keaton (v.l.n.r.) als Diane, Jane Fonda als Vivian, Candice Bergen als Sharon und Mary Steenburgen als Carol in einer Szene des Films »Book Club - Ein neues Kapitel«.
Foto: Riccardo Ghilardi

Man soll übers Alter auch von verdienten Entertainment-Diven doch eigentlich aus Respekt lieber schweigen. Beim Betrachten all der Szenen in diesem Fortsetzungsstreifen aber kommt man einfach nicht umhin zu staunen: So leichtfüßig, so agil, so frisch, wie sich vor allem Jane Fonda durch den Film »Book Club - Ein neues Kapitel« bewegt, ist schlichtweg nicht zu glauben, dass die US-Aktrice im Dezember 86 Jahre alt wird. Fondas Mitstreiterinnen und Mitleserinnen in dieser Komödie (die vier unterhalten seit Jahrzehnten einen Buch-Club) sind ein wenig jünger, allesamt haben sie aber schon einiges gesehen in ihrem Leben. Und auch Covid haben die Damen irgendwie überstanden.

Nun schlagen sie ein neues Kapitel auf; gemeinsam wollen sie noch etwas sehen von der Welt. Neben Fonda spielen Diane Keaton, Candice Bergen, Mary Steenburgen und Don Johnson mit.

Es geht nach Rom in die Ewige Stadt

Covid neigt sich dem Ende zu, das gibt auch Vivian, Diane, Carol und Sharon neuen Schwung. Zunächst aber trifft man sich noch digital, um sich über Bücher und andere Dinge des Lebens auszutauschen. Umso inniger die Umarmungen beim ersten echten Treffen der betagten Amerikanerinnen: lauter Neuigkeiten, und schließlich die unglaubliche Info: Vivian, ausgerechnet die freiheitsliebende Vivian, hat sich verlobt! Was könnte passender sein als ein Trip ins ferne Europa, dorthin, wo es schon so viele Liebende, aber auch so viele Filmemacher verschlagen hat: in die Ewige Stadt, nach Rom.

Wundervolle, sonnenpralle Tage verbringen die Damen; weiter geht’s nach Venedig, und auch in die Toskana. All dies wäre kaum abendfüllend, wenn nicht unterwegs einiges schief ginge: Ihres Gepäcks gehen die Ladies verlustig, schließlich landet man sogar hinter italienischen Gardinen, will sagen: im Knast. Das alles ist so leicht inszeniert, (und musikalisch untermalt, inklusive »Felicità« von Al Bano und Romina Power), dass man der, in wunderbar warme Farben getauchten Geschichte stets ansieht, das letztlich alles gut ausgehen wird.

Fast so schön wie Audrey Hepburn in »Roman Holiday«

Wirklich alle Referenzpunkte, all die Vorläuferfilme aufzuzählen, an die man sich erinnert fühlt, wäre recht aufwendig: vom Junggesellenabschied »Hangover« etwa über das weibliche Pendant »Brautalarm« bis hin zu so stilvollen Klassikern wie dem, in diesem Jahr genau 70 Jahre alten »Ein Herz und eine Krone« mit Audrey Hepburn (Originaltitel: »Roman Holiday«). Ganz so elegant wie Hepburn freilich treten Fonda und Co. bei ihrem römischen Urlaub nicht auf. Eine gute Figur aber macht das Quartett allemal; ob beim feinen Dinner oder beim Brautkleid-Anprobieren. Weitere Rom-Filme wie etwa Fellinis »La Dolce Vita« fallen einem ein. Auch diesmal, natürlich, darf eine Szene am legendären Trevi-Brunnen nicht fehlen. So weit, so vorhersehbar.

Post-Covid-Komödie mit Lebensfreude pur

Schnell wird zudem klar, dass Bücher in dieser Fortsetzung, dem Filmtitel zum Trotz, keine große Rolle spielen. Ja, gleich zu Beginn hält eine der Book-Ladies Sally Rooneys Kult-Roman »Normal People« in die Laptopkamera. Und ja, immer wieder nehmen die Damen bei ihrem Italien-Trip Bezug auf Paulo Coelhos »Der Alchemist«; ein literarischer Mehrwert aber, über die paar Tupfer hinaus, lässt sich nicht feststellen. Das mag man als Etikettenschwindel bekritteln; man kann sich aber auch einfach an der Lebensfreude dieser Komödie erfreuen, die viel eher als eine Buchkomödie eine Post-Covid-Komödie ist.

Mehrmals wird die Pandemie thematisiert - bis in den gelungenen Abspann hinein, der manche Impression von den Dreharbeiten zeigt und auch manche Coronamaske – und schließlich sogar den verantwortlichen »Covid Compliance Officer« nennt. Die Freude der vier Damen jedenfalls, nach Jahren des Darbens noch eine solche Reise unternehmen zu dürfen, die ist ansteckend. Ansteckend auf eine Art und Weise, die einen sogar über die Vorhersehbarkeit, die lahmeren Momente, all die Unglaubwürdigkeit hinwegsehen lässt, die diesen vergnüglichen Streifen auch ausmachen.

Book Club – Ein neues Kapitel, USA 2023, 108 Min., FSK ab 0, von Bill Holderman, mit Diane Keaton, Jane Fonda, Don Johnson

© dpa-infocom, dpa:230508-99-604181/3