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Berlinale-Chef Chatrian: Gibt noch viele Dinge zu tun

Der Italiener Carlo Chatrian und die Niederländerin Mariette Rissenbeek bereiten die Filmfestspiele vor. Wie will die Berlinale mit Netflix umgehen? Und wie um Himmels willen guckt man Hunderte von Filmen?

Carlo Chatrian
Carlo Chatrian, künstlerischer Direktor der Berlinale. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Carlo Chatrian, künstlerischer Direktor der Berlinale. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin (dpa) - Die beiden sind das neue Gesicht der Berlinale: Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek stecken mitten in den Vorbereitungen für die Filmfestspiele 2020. Noch rund zwei Monate bleiben ihnen.

»Ein paar Filme müssen wir noch gucken«, sagte Chatrian in Berlin. »Und wenn ich sage ein paar, dann meine ich Hunderte. Die muss ich natürlich nicht alle alleine schauen. Wir sind jetzt sehr gespannt.«

Die Berlinale, das bedeutet roter Teppich und Autogrammjäger, Schauspieler und jede Menge Kinofilme. Das Festival in Berlin, das am 20. Februar beginnt, gehört neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten der Welt. Nun findet es zum 70. Mal statt. Und erstmals organisiert die neue Doppelspitze das Festival - nicht ohne Hürden.

»Es ist alles sehr spannend«, sagt Geschäftsführerin Rissenbeek (63). »Es gibt noch so viele Dinge zu tun, zu entscheiden und zu organisieren.« Zuletzt hielt zum Beispiel die Suche nach Kinosälen das Team auf Trab. Weil ein Kino am Potsdamer Platz schließt, mietet die Berlinale nun zusätzliche Kinosäle am Alexanderplatz.

Offen ist noch, wer auf dem roten Teppich erscheint. Oscar-Preisträgerin Helen Mirren (74) soll kommen, sie erhält einen Ehrenpreis. Und Regisseur Matteo Garrone (»Dogman«) wird eine Pinocchio-Neuverfilmung mit Roberto Benigni vorstellen. Aber sonst? Der langjährige Festivaldirektor Dieter Kosslick hat sich stets gerne mit Filmstars am roten Teppich gezeigt.

Der neue künstlerische Leiter Chatrian erklärte zuletzt, die Berlinale sei keine »Glamour-Maschine«. Ihm geht es vor allem um Filme. Das merkt man, wenn man ihn sprechen hört. »Ehrlich gesagt ist es wie bei einer Mutter mit ihren Kindern«, sagte Chatrian (48) der Deutschen Presse-Agentur. »Jeder Film, der auf dem Festival läuft, ist für mich gleich wichtig.«

Chatrian hat den zusätzlichen Wettbewerb »Encounters« für ungewöhnlichere Filme geschaffen. Und zur Vorbereitung der Berlinale schon viele Filme gesehen. Das Zählen sei schwierig, weil er neben neuen Filmen auch alte für die Retrospektive gucke, sagte er. »Aber vielleicht sind es seit dem Frühjahr 700, 800 Filme gewesen.« Wie man das schafft? Er vergleicht die Filmauswahl mit einer Weinprobe.

»Man kann versuchen, zahlreiche Weine in einer Stunde zu probieren, aber man wird es nicht schaffen. Experten aber können das«, sagte der Italiener Chatrian. »Sie probieren die Weine manchmal nur, sie trinken das Glas nicht aus.« Manchmal merke man schon nach kurzer Zeit, ob das der richtige Film für das Programm sei oder nicht.

Mit dabei waren auch Produktionen von Streamingplattformen. Dass Anbieter wie Netflix auf Filmfestivals antreten, bringt vor allem Kinobetreiber auf die Barrikaden. Sie fürchten um ihr Geschäft, wenn Streamingplattformen mit ihren Filmen Auszeichnungen gewinnen, die Produktionen dann aber nicht ordentlich im Kino laufen. Im vergangenen Jahr hatten Kinobetreiber daher protestiert.

Die neue Doppelspitze der Berlinale will Streamingdienste nicht per se ausschließen. »Wir haben eine Regel: Wenn Filme von Streamingplattformen im Wettbewerb laufen wollen, müssen sie einen Kinostart haben«, sagte Chatrian. Welche Art von Kinostart das ist - also etwa wie viele Kinos den Film zeigen müssen - ist nicht festgeschrieben. »Ich kann einem Verleiher keine Vorschriften machen, dass er einen Film in 200 Kinos zeigen muss.«

Das Duo hat ein paar Details schon verändert. Auf den Plakaten sind nicht mehr Bären abgebildet, sondern abstrakte Designs. Und vor Festivalbeginn gibt es Gesprächsrunden mit Regisseurinnen und Regisseuren. Das Wettbewerbsprogramm wird am 29. Januar vorgestellt - auf einen Schlag. Ein Festival sei nicht nur die Summe der Filmtitel, sagt Chatrian. »Es geht nicht darum, die Rosinen heraus zu picken. Sondern es geht darum, eine Geschichte zu erzählen.«

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