Tel Aviv (dpa) - Israel hat sich am Montag von seinem bekanntesten Schriftsteller verabschiedet. Der schwarz umhüllte Sarg von Amos Oz wurde am Vormittag im Kulturzentrum Zavta in Tel Aviv öffentlich aufgebahrt. Hunderte Menschen gingen schweigend daran vorbei, einige weinten.
Staatspräsident Reuven Rivlin verabschiedete sich mit einer Traueransprache von »unserem geliebten Amos«. Er war Schulkamerad und Nachbar von Oz in Jerusalem. In seinem Werk habe Amos Oz »über uns alle geschrieben«, sagte Rivlin. Seine Bücher seien gleichzeitig persönlich und universell gewesen.
Die Tochter Fania Salzberger-Oz betonte, auch nach dem Tod von Oz werde seine Hoffnung auf Frieden und Versöhnung mit Israels arabischen Nachbarn und den Palästinensern weiterleben. Das persönliche Glaubensbekenntnis ihres Vaters sei in einem Gebot zusammenzufassen, sagte sie. »Du sollst nicht wehtun.« Auch die Enkelsöhne Dean und Nadav Salzberger verabschiedeten sich in emotionalen Ansprachen von ihrem Großvater.
Bei der Trauerzeremonie waren viele Politiker des linken Lagers anwesend, aber auch Kulturministerin Miri Regev von der rechtsorientierten Regierungspartei Likud. Am Nachmittag sollte der weltbekannte Autor in seinem Kibbuz Chulda - rund 40 Kilometer südöstlich von Tel Aviv - beigesetzt werden.
Oz war am Freitag im Alter von 79 Jahren an Krebs gestorben. Er galt als meisterhafter Erzähler und wurde immer wieder als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Oz' Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1992) und der Siegfried-Lenz-Preis (2014). Der Vater dreier Kinder und mehrfache Großvater war zudem Mitbegründer und Galionsfigur der israelischen Friedensbewegung.
Geboren wurde Oz 1939 als Amos Klausner in Jerusalem. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus der Ukraine. Seine Mutter litt unter Depressionen und nahm sich das Leben, als Oz zwölf Jahre alt war. Dieses traumatische Erlebnis bestimmte sein Leben. Er beschrieb es eindrücklich in seinem autobiografischen Roman »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis«.