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Ärger um Auftritt von Alice Schwarzer in Leipzig

Ein geplanter Auftritt von Alice Schwarzer beim Literarischen Herbst in Leipzig sorgt weiter für Wirbel. Künstlerinnen und Künstler fordern eine Absage der Lesung. Wie reagieren die Beteiligten?

Alice Schwarzer
Für manche eine »polarisierende Autorin«: Alice Schwarzer. Foto: Rolf Vennenbernd/DPA
Für manche eine »polarisierende Autorin«: Alice Schwarzer.
Foto: Rolf Vennenbernd/DPA

Eine Woche vor Beginn des Literarischen Herbstes in Leipzig haben 33 Autorinnen und Künstler die Absage einer Veranstaltung mit Alice Schwarzer gefordert. Schwarzer falle immer wieder durch »transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen« auf, hieß es in einem offenen Brief, den die Künstler am Dienstag veröffentlichten.

»Deshalb fordern wir den Literarischen Herbst auf, Alice Schwarzer keine Bühne für ihre problematischen Aussagen zu geben und die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen.« Die Veranstalter des Festivals halten indes an dem Termin fest, Schwarzer reagierte empört.

Kämpferin für den Feminismus

Die 80 Jahre alte Publizistin stellt in der kommenden Woche in der Stadtbibliothek Leipzig ihre Autobiografie »Mein Leben« vor. Bereits im Vorfeld hatten sich einige Kooperationspartner vom Literarischen Herbst wegen der Veranstaltung zurückgezogen. In einem Statement erklärte das Organisationsteam, dass man sich bewusst sei, dass mit Schwarzer eine »umstrittene, durch provokante, manchmal auch für uns problematische Äußerungen, polarisierende Autorin« ein Podium erhalte. Dennoch stünden die Errungenschaften einer Publizistin außer Frage, die sich seit Jahrzehnten für Feminismus weltweit eingesetzt habe.

Schwarzer wies die Vorwürfe zurück. »Diese Behauptungen sind diffamierend und geradezu absurd«, sagte die Frauenrechtlerin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Köln. »Ich habe mich nachweislich schon vor 40 Jahren mit als erste öffentliche Person für die Rechte von Transmenschen eingesetzt und gegen ihre damalige Diskriminierung Stellung bezogen.«

Noch nie habe sie Transsexuelle angegriffen. »Was ich allerdings kritisch sehe, ist die neue Transideologie, die das Recht auf den Personenstandswechsel ab dem 14. Lebensjahr und auf gefährliche Hormonbehandlungen und Operationen für alle fordert.« Es müsse doch wohl möglich sein, diese Meinung zu vertreten, ohne gleich aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen zu werden. Alles andere sei »Cancel Culture in Reinform«.

Nils Kahlefendt, Mitorganisator des Festivals, sagte am Dienstag auf Anfrage, dass die Veranstalter an der Lesung festhielten. Er verwies auf das Statement, in dem die Beweggründe ausführlich dargelegt seien. Der Literarische Herbst stehe gegen den Ausschluss von Diskursen. Bei dem Festival sind vom 23. bis 29. Oktober rund 30 Veranstaltungen geplant.

© dpa-infocom, dpa:231017-99-591699/4