Aufmerksamkeit ist garantiert, denn die Gesichter sind ein Hingucker. Zusätzlich wird die Werbung übers Internet verbreitet: über Facebook, Twitter, YouTube oder LinkedIn. »An den zwei Tagen, an denen wir BuyMyFace buchten«, meinte zum Beispiel Robert Dinsey von Altitude Solutions LTD, »hatten wir die größten Zugriffsraten für unsere eigene Webseite in diesem Jahr.« Ein zufriedener Kunde mehr.
Angefangen hatte alles im letzten Sommer, als die beiden Studenten darüber brüteten, wie sie ihre Schulden von zusammen 50 000 Pfund zurückzahlen sollten. Denn Studieren in Großbritannien ist ein teures Vergnügen. Bisher liegen die Studiengebühren bei 3 000 Pfund im Jahr, demnächst werden sie sogar auf bis zu umgerechnet 10 000 Euro jährlich erhöht. »Die meisten unserer Ideen brauchten Startkapital«, erinnert sich Ross Harper. »Wir haben darüber nachgedacht, was wir tun könnten mit minimalen Investitionen. Gesichtsmalerei kostet nicht viel und ist auch noch kreativ.«
Genau 100 Pfund war das Startkapital, mit dem die beiden sich erst einmal einen Schminkkasten bester Qualität leisteten. Anfangs bot man das Antlitz als Werbefläche noch für ein Pfund pro Tag an. Das änderte sich rasch, als klar wurde, wie groß die Nachfrage war, hatte man doch innerhalb von zwei Wochen schon 5 000 Pfund verdient. Waren es zuerst eher kleinere Unternehmen, die das Potenzial des viralen Marketings erkannten, so zieht man jetzt etabliertere Unternehmen an.
Zu den wichtigsten Kunden gehört »Paddy Power«, einer der größten Buchmacher Europas, sowie Ernst & Young. Der internationale Consulting-Gigant ist mittlerweile zum Sponsor von BuyMyFace geworden, weil, so Jane Robinson, »wir beeindruckt waren, wie genau Ross und Ed ihre Geschäftsidee durchdacht haben.« Ernst Young stellt den beiden jetzt unentgeltlich die Dienste eines Unternehmensberaters zur Verfügung.
Werden die beiden zu so etwas wie dem britischen Mark Zuckerberg? Ihre Idee so erfolgreich wie Facebook? Wohl nicht. Aber bisher hat man immerhin über 31 000 Pfund umgesetzt, und das Unternehmen will expandieren. Auch in Deutschland gibt es verschuldete Studenten, die schon Interesse angemeldet haben. In zwei Monaten wird die Webseite weltweit auftreten und Gesichter als Werbeflächen international anbieten. Bei den vorliegenden Buchungen können sich Ross und Ed jetzt schon sicher sein, dass sie sich ihre Schulden bald abschminken können. (GEA)

