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Kevin Kühnert - Querulant mit Hang zum Kompromiss

Berlin (dpa) - Seinen Anhängern gilt Kevin Kühnert als Hoffnungsträger für die kränkelnde SPD - mit klarem Politikstil, visionären Positionen, aber auch der Fähigkeit zum Kompromiss.

Juso-Chef Kevin Kühnert
Seinen Anhängern gilt Kevin Kühnert als Hoffnungsträger für die kränkelnde SPD. Foto: Marius Becker/dpa
Seinen Anhängern gilt Kevin Kühnert als Hoffnungsträger für die kränkelnde SPD. Foto: Marius Becker/dpa

Er war der eloquente Kopf der #NoGroko-Kampagne von Anfang 2018. Damals unterlagen die Gegner einer Neuauflage von Schwarz-Rot in einem SPD-Mitgliederentscheid - aber Kühnert verzichtete nach der Rückkehr seiner Partei in die große Koalition aufs Nachtreten.

Stattdessen erarbeitete er ein neuen Sozialstaatskonzept der SPD mit und nimmt jetzt für die Jusos in Anspruch, die SPD »endlich von ihrem Hartz-IV-Pfad« abgebracht zu haben.

Seit 2017 steht Kühnert an der Spitze der SPD-Nachwuchsorganisation. Auf dem Bundeskongress am Freitag in Schwerin wurde der 30-Jährige mit der deutlichen Mehrheit von 88,6 Prozent der Stimmen für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt.

Nachdem Andrea Nahles im Juni vom SPD-Bundesvorsitz zurückgetreten war, dachten manche, Kühnert würde sich als möglicher Retter der Partei empfehlen. Doch im August erklärte er den Verzicht. Der Chefposten wäre wohl doch noch ein paar Nummern zu groß, die Fallhöhe zu hoch. Nun will Kühnert beim Parteitag im Dezember in den Vorstand gewählt werden, vielleicht auch als stellvertretender Vorsitzender.

Für einen SPD-Chef Olaf Scholz könnte es anstrengend werden, würde Kühnert einer seiner Stellvertreter. Immer mal wieder hatte Kühnert Scholz kritisiert - offen unterstützt hat er dagegen die Kandidatur der GroKo-Kritiker Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans für den Parteivorsitz. Auch bisher sorgte Kühnert immer mal wieder für Ärger bei der Parteispitze - etwa als er mitten im Europawahlkampf Anfang Mai in einem Interview eine Kollektivierung von Unternehmen wie BMW forderte.

Im Gespräch ist Kühnert freundlich, schnell und nachdenklich. Kritiker werfen ihm vor, eine reine Politikkarriere eingeschlagen zu haben. Der gebürtige West-Berliner stammt aus einer Beamtenfamilie, er arbeitete im Büro einer SPD-Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhauses und hat ein Politikstudium für seine Rolle als Juso-Chef ruhen lassen.

Bundeskongress Jusos