Sie haben schon zig Vorstellungsgespräche simuliert – konnten Sie typische Fehler feststellen, die Bewerber immer wieder machen?
Christine Wrobel: Es gibt eigentlich keine typischen Fehler. Mir fällt aber immer wieder auf, dass Leute ziemlich unvorbereitet ins Gespräch gehen.
Wie kann man sich auf ein Bewerbungsgespräch denn vorbereiten?
Wrobel: Die Vorbereitung ist das A und O für ein gutes Vorstellungsgespräch. Was für einen Arbeitgeber habe ich vor mir sitzen? Das kann ich im Internet recherchieren. Oder vielleicht habe ich Kontakte, die in der Firma arbeiten. Man sollte sich möglichst viele Informationen über das Unternehmen holen. Außerdem muss ich mir darüber im Klaren sein, was ich eigentlich will und wo meine Stärken und Schwächen liegen. Und ich sollte mir überlegen, welche Herausforderungen mich an dieser Stelle gereizt haben. Was ist mir im Speziellen wichtig an diesem Unternehmen? Ist es das Gehalt? Das Image? Sind es meine Vorgesetzten, das Umfeld und das Betriebsklima?
Gibt es typische, beliebte Fragestrategien, auf die ich mich als Bewerber gefasst machen sollte?
Wrobel: Es gibt natürlich die Fragen, die immer kommen – die nach Motivation, Qualifikation und Soft Skills, dazu gehören etwa kommunikative Kompetenz oder Teamfähigkeit. Etwas, das wir in der Gesprächssimulation gerne üben, ist die Erzählaufforderung: »Erzählen Sie mal ein bisschen über sich.« Da kommt es darauf an, seinen Lebenslauf prägnant zu schildern und das Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Es werden auch gerne Fangfragen gestellt, etwa »Wie groß ist der Bodensee?«. Wer da keine Antwort weiß, sollte nicht ins Stottern geraten, sondern einfach sagen: »Tut mir leid, das kann ich so aus dem Stehgreif nicht beantworten, da müsste ich erst recherchieren.« Der Arbeitgeber möchte testen, ob Sie in der Lage sind, ein Problem zu erfassen und zu beseitigen. Eine Frage, die eigentlich immer kommt, ist die nach den eigenen Stärken und Schwächen.
Oje, gerade bei den Schwächen, kann ich mir vorstellen, dass man sich mit zu viel Ehrlichkeit keinen Gefallen tut ...
Wrobel: Auch hier kommt es auf die Vorbereitung an, denn mit dieser Frage können Sie rechnen. Überlegen Sie sich vorher Negatives an sich und versuchen Sie, es ins Positive umzudenken. Wenn Sie zum Beispiel chaotisch sind, können Sie sagen: »Ich bin chaotisch veranlagt, aber kreativ in meinem Chaos und weiß, wo ich alles finde.« Schwächen sind in Ordnung, wenn man sie im Griff hat.
Was tun, wenn eine Frage kommt, die ich nicht beantworten kann – oder will?
Wrobel: Man kann in einer solchen Situation zurückfragen: Was meinen Sie konkret damit? Und dann kann man auch so ehrlich sein und sagen: »Tut mir leid, diese Frage kann ich so nicht beantworten.« Es gibt ja aber auch schlicht unzulässige Fragen, etwa die nach Schwangerschaft. Da darf man dann auch lügen, denn diese Fragen sind ja nun tatsächlich nicht zulässig.
Was tun, wenn ich im Gespräch so nervös werde, dass ich ein Blackout habe?
Wrobel: Bei zu großer Nervosität durchzuatmen und ganz kurz eine gedankliche Auszeit zu nehmen, gelingt nur mit Training. Bitten Sie einen Freund, mit Ihnen zu üben. Und wenn es doch zum Blackout kommen sollte, dann lösen Sie es auf die humorvolle Art: »Sorry, jetzt habe ich ein totales Blackout – ich muss mich erst mal kurz wieder sammeln.« Da ist es am Besten, wenn man einfach ehrlich und authentisch ist.
Gerade wenn eine Stelle sehr umkämpft ist: Wie kann ich mich bei einer großen Bewerberzahl positiv von meinen Konkurrenten abheben?
Wrobel: Der Gesamteindruck im Gespräch muss stimmen. Sie sollten kommunikativ sein und dabei adressatengerecht kommunizieren, das heißt etwa in einem konservativen Unternehmen keinen saloppen Umgangston wählen. Achten Sie auf Ihre Stimme. Ist sie zu piepsig? Dann achten Sie umso mehr auf eine aufrechte Körperhaltung. Um sich von anderen Bewerbern abzuheben, wäre es gut, wenn Sie ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das kann auch ein Hobby oder ein Ehrenamt sein. Außerdem sollten Sie ihrerseits Fragen für das Gespräch vorbereiten. Sie könnten zum Beispiel fragen, wie das Team aussieht, in dem Sie arbeiten werden, oder wie der Arbeitsplatz gestaltet ist. Wenn alle Fragen, die Sie vorbereitet haben, im Gespräch schon beantwortet worden sind, könnten Sie etwa sagen: »Ich habe mir eine Liste mit Fragen aufgeschrieben – lassen Sie mich schnell schauen, ob noch etwas offen ist ...« – um dann festzustellen, dass alles beantwortet ist. Sie sollten außerdem immer Ihre Bewerbungsmappe dabei haben, auch wenn Sie die schon geschickt haben.
Auf was muss ich in puncto Dresscode achten?
Wrobel: Es kommt immer darauf an, auf was für eine Position man sich bewirbt. Niemand erwartet in einer Werbeagentur oder im Handwerksbetrieb, dass Sie mit Krawatte erscheinen. Vor allem sollten Sie ordentlich gekleidet sein. Nichts Abgetragenes, keine abgetragenen Schuhe. Aber auch von Neuem würde ich abraten, denn man fühlt sich dann oft unwohl, etwa wenn der Hosenbund kneift – und das spiegelt sich dann im Gespräch wider. Im Allgemeinen lieber dezent, als zu auffällig kleiden und als Frau nicht zu stark schminken. Bei konservativen Unternehmen, etwa bei der Bank, gilt natürlich nach wie vor: Anzug. Und keine schrillen, sondern eher gedeckte Farben.
Top Arbeitgeber 2018
- Dieser Artikel stammt aus dem Top Arbeitgeber Magazin 2018.
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