Aktuell Eigene Artikel

Die Löschmänner und die Brandstifter

O heiliger Sankt Florian: Die Feuerwehr hat Geburtstag. 1832, vor 175 Jahren, erließ der Gomaringer Rat die erste Feuerlöschordnung der Gemeinde. Seither haben die feurigen Mannen in Gomaringen einiges erlebt und erlitten, von Ausschweifungen bei der Fahnenweihe bis zu mehreren Brandserien und einem Flugzeugabsturz. Eine Ausstellung im Schloss-Museum gibt einen Einblick in die Geschichte der Gomaringer Feuerwehr

GOMARINGEN. Den Einsatz hat er oft verpasst. Nicht, weil er verpennt hätte oder nicht in die Stiefel gekommen wäre. Er war als Servicetechniker einfach beruflich zu oft unterwegs, um auch in 40 Jahren aktiver Dienstzeit auf der Karriereleiter der Feuerwehr weit kommen zu können. »Ich bin ein ganz normaler Spritzer«, sagt Rudolf Rilling von sich.

TURBULENZEN: Die erste Feuerlöschordnung betrachtet die Gomaringer Feuerwehr als ihr Gründungsdatum. Bereits vorher gab es aber eine Feuerrotte. Deren Lederfahne von 1799 wurde im Farrenstall aufbewahrt, nach dem Zweiten Weltkrieg aber größtenteils zu Schuhsohlen verarbeitet.

DOPPELTES UNGLÜCK: Am 28. Juni 1965 schreckt ohrenbetäubender Lärm die Gomaringer auf. Ein amerikanischer Düsenjäger stürzt in ein Waldstück an der Straße nach Öschingen. »Eine gewaltige Stichflamme schießt über den Baumkronen empor. Rauchwolken steigen auf, und immer wieder hört man die Detonationen der explodierenden scharfen Munition«, berichtet der GEA damals. Im Umkreis von hundert Metern liegen brennende Wrackteile, der Wald steht in Flammen. Mit Unterstützung der Reutlinger Feuerwehr ist der Brand nach zwei Stunden unter Kontrolle. Zunächst hat der Pilot noch Glück: Er kann sich mit dem Schleudersitz retten. Dann hat er Pech: Der Hubschrauber, der ihn ins Krankenhaus bringen sollte, stürzt ab.

BRANDSTIFTER: Es beginnt in der Nacht zum 6. September 1987: Die Kriegbaum-Tankstelle brennt. Kaum sind die Feuerwehrleute vom Einsatz daheim, brennt das Jugendhaus an der Nehrener Straße. Am 9. Oktober steht ein Schuppen in Flammen, am 17. Oktober ein Wohnhaus mitten im Ort. Am 19. Juni 1988 brennt ein Wohnhaus in der Stockacher Straße. Angst geht um in Gomaringen, bis der Brandstifter, ein 31-jähriger Dußlinger, am 5. November festgenommen wird. Drei Tage später wird ein Haus in der Tübinger Straße angezündet, der Täter wird nie gefasst.

IM DRITTEN REICH: 1938 verlieren die Feuerwehren ihre Selbstständigkeit, werden zunächst der Polizei und dann der SS unterstellt. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen ist Luftschutz zu diesem Zeitpunkt bereits eine wichtige Aufgabe. Am 29. April 1936 ist in Gomaringen die erste Luftschutzübung. Der große Mangel: Die Gemeinde hat keine Motorspritze. Im August spendet Karl A. Dölker eine Spritze. Sie kommt unter anderem 1945 nach einem Luftangriff in Reutlingen zum Einsatz, wo die Gomaringer Feuerwehr bei den Löscharbeiten hilft. Die Spritze ist in der Ausstellung zu sehen, versehen noch mit einer Registriernummer der französischen Besatzungsmacht.

FEUERWEHRAUTOS: Das erste eigene Auto erhält die Feuerwehr 1951: das LF 8 Opel Blitz für 13 050 Mark. 1962 lässt der Gerätewart, der selbst keinen Führerschein hat, den Wagen in der Garage des Farrenstalls im Schlosshof warmlaufen. Plötzlich setzt sich das Auto in Bewegung, bricht durch das geschlossene Garagentor, rammt einen Stapel Fassdauben der Küferei Kern und anschließend noch einen dort geparkten VW. Die bislang letzte Fahrzeugübergabe ist im Dezember 2001. Für damals noch 476 000 Mark erhält die Feuerwehr eines der modernsten Löschfahrzeuge im Land.

WASSER: Vor dem Bau der Wasserleitung 1914 musste das Löschwasser aus Brunnen oder Bächen herbeigeschafft werden. Stockach verzichtete lange auf die Gründung einer Feuerwehr, weil es ohnehin kein Wasser gab. Wenn es sein musste, wurde auch mit Gülle gelöscht. Bei einem Brand 1970 versorgte sich die Feuerwehr mit dem Wasser aus dem Lehrschwimmbecken.

STATISTIK: Seit 1832 hat die Gomaringer Feuerwehr 1 268 Einsätze absolviert. 272-mal musste die Wehr zu Bränden ausrücken, darunter 62 Großbrände. Die häufigsten Einsätze sind technische Hilfeleitungen: 762 in 175 Jahren. (GEA)

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr, sed diam nonumy eirmod tempor invidunt ut labore et dolore magna aliquyam erat, sed diam voluptua. At vero eos et accusam et justo duo dolores et ea rebum.