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Aktuell Nationalmannschaft

Der Bundestrainer denkt positiv

MÖNCHENGLADBACH. Volker Finke war sichtlich zufrieden. 2:2 gegen den Favoriten in Brasilien, da wurde der Nationaltrainer Kameruns richtig redselig. Und hatte sichtlich Gefallen daran, englisch und französisch Auskunft zu geben. Finke ist ja schließlich Gymnasiallehrer. Und ist es irgendwie auch immer geblieben. »Wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen«, sprach Finke aufgeräumt, »man hat den Wert unserer Mannschaft gesehen«. Um dann ganz gönnerhaft hinzuzufügen: »Ich hoffe, dass Deutschland in Brasilien ins Finale kommt. Und wenn wir nicht der Gegner sind, dann sollen sie es auch gewinnen.« Dann sagte Finke noch, dass der Ausgleich der Mannschaft von Joachim Löw aus klarer Abseitsposition von Lukas Podolski heraus gefallen sei, und verabschiedete sich in den niederrheinischen Nachthimmel.

Der deutsche Bundestrainer hatte es da schwerer, aber in Absprache mit der Presseabteilung des weltgrößten Sportverbandes blieb er bei seiner positiven Sicht der Dinge. Obwohl die Dinge zwei Wochen vor dem ersten Spiel gegen Portugal in Salvador nicht wirklich positiv stehen. Mesut Özil habe nicht seinen besten Tag erwischt, aber »der Mesut hat soviel Qualität, das wird er in zwei Wochen zeigen«, sagte der Bundestrainer. Und auch die Chancenauswertung »war nicht optimal, das Passspiel nicht seriös und genau genug, wir haben viele Bälle leichtfertig verloren«. Nun ja, es war alles nicht wirklich gut, aber nach einer langen anstrengenden Saison und einem intensiven Trainingslager in Südtirol, sagt Löw, sei das ja auch kein Wunder: »Das wissen wir, und das überrascht uns auch nicht.« In zwei Wochen wird das anders ein. Löw bleibt bei der positiven Sicht der Dinge.

Pfiffe im Borussen-Park

Und am Montag brachte er auch das Negative schnell hinter sich. Shkodran Mustafi sowie einigermaßen überraschend Kevin Volland und Marcel Schmelzer werden nicht mit nach Brasilien reisen, die Gruppe der 23 steht fest. Der Bundestrainer hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und exakt nachvollziehbar sind seine Ratschlüsse auch nicht, aber das Problem sind vermutlich die verbleibenden 23.

Löw bemühte sich in Mönchengladbach nochmals um Zuversicht, dass Manuel Neuer, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger rechtzeitig fit werden, »da habe ich überhaupt keine Bedenken«. Alles weitere soll sich dann fügen. Und Sami Khedira? »Kein Problem«, sagt Löw. Und Miroslav Klose? »Der Miro hat sehr hart trainiert, und das spürt er natürlich, er braucht noch ein paar Tage, bis er bei 100 Prozent ist.« Es habe keinen Sinn gemacht, ihn gegen Kamerun zu bringen.

Noch in der Nacht zum Montag traf sich der Bundestrainer mit der medizinischen Abteilung. »Ich bin sicher, dass wir in zwei Wochen ein ganz anderes Spiel präsentieren werden«, sagt Löw. Irgendwie machte er dabei den Eindruck, dass er in den zwei Tagen, die er jetzt noch Zeit für sich hat, intensiv darüber nachdenken will, wie das wird mit dem »Projekt Brasilien«. Das ja ein entscheidendes für den Bundestrainer sein wird. Olaf Thon ist sich übrigens ganz sicher, wie das in Brasilien ausgehen wird. »So oder so wird es das letzte Turnier von Joachim Löw sein.« In Nordrhein-Westfalen reduziert sich die Anhängerschar des Bundestrainers. Und auch, wenn man Testspiele zwei Wochen, bevor es ernst wird, nicht als der Weisheit letzten Schluss betrachten sollte, die Pfiffe im Borussia-Park waren nicht zu überhören. Weil dieser Mannschaft die Leichtigkeit ganz offensichtlich fehlt, die sie einmal ausgezeichnet hat. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat alles dafür getan, dass die Ansprüche des Publikums immer höher geworden sind. In Brasilien muss jetzt geliefert werden. Joachim Löw weiß das. Und das macht seine Aufgabe nun wirklich nicht leichter. (GEA)

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